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[ Band 3 Brief 34: Humboldt an Caroline Berlin, in der »Stadt Rom«, Berlin, 14. Januar 1809 ]
unmöblierte Stuben und bezahle auf drei Monate 30 Taler. Es wird Dich wundern, daß ich auf drei Monate miete, allein man wollte sonst die Wohnung nicht geben, und sie ist doch sehr wohlfeil. Möblieren tue ich nur zwei Stuben für jetzt und das mit den Überbleibseln der Tegelschen Plünderung. Daß Kunth und Alexander hätten alles retten können, daran ist kein Zweifel. Allein sie haben Konseil gehalten, und da ist es wie in allen Konseils gegangen. Die Kosten der Wegräumung aller Sachen hätten leicht 100 Taler betragen, man hat sich geschmeichelt, die Franzosen würden gute Disziplin halten und nicht plündern, und so hat man alles bis auf die letzte Stunde gelassen. Einiges ist indes gerettet. Von Betten heißt es, ziemlich viel. Doch teils nur die Federn, nicht die Inlette. Die Franzosen haben nämlich die Inlette zerschnitten und die Federn verstreut. Bis im Misthof hat sie Kunths Neveu aufgelesen. Meine Manuskripte haben schon eine Viertelmeile vom Orte zerstreut gelegen. Das weiße Porzellan ist meist gerettet, die Bücher auch, nur daß einzelne Teile fehlen. Die Spiegel sind alle da. Ich finde, die Leute sind noch im Zerschlagen sehr bescheiden gewesen, oder es beweist auch, daß sie sich amüsiert haben. Denn im rechten Ennui hätten sie mehr zerschlagen. Ungeheuer viel haben sie nachgegraben, aber weder Antiken noch Schätze, sondern bloß Kar- toffeln gefunden. Sechs, acht Mann sind, jeder mit großen Stangen bewaffnet, in einer langen Reihe herumgegangen und haben zugleich mit Einstechung ihrer Stangen versucht. Wie der Boden nach- gegeben hat, ist ein lautes Freudengeschrei entstanden. Zu gleicher Zeit haben zwei auf dem Turm, von dem sie das Zifferblatt hinunter- geworfen, gestanden und die ganze Operation dirigiert. Bis man ihnen etwas verweigert hat sind sie immer sehr höflich gewesen. So haben sie Tschirschwitzen *) gebeten, sich hinzusetzen und ihnen seine ——— *) Der Pächter. 70