< zurück Inhalt vor >
[ Band 3 Brief 12: Humboldt an Caroline Erfurt, den 19. November 1808 ]
bei einer Madame Schopenhauer *) war, bei der er auch jetzt wohnt, und die eine von den Damen sein soll, die alle Wissenschaften schlingen wollen. Durch eben diese ist indes seine äußere Lage noch ganz leidlich. Adolph **) und Schillers Kinder sind, wie Du denken kannst, liebe Li, sehr herangewachsen. Sie haben mir auch nicht übel gefallen. Nur haben sie doch eine Pagen- und Bereiter-Tournüre, die ich Theodor nicht wünschte. Adolf soll, wie Theodor, keine Lust zum Lernen haben und das Lateinische so verabscheuen, daß er oft verwünscht, daß es je Römer gegeben hat. Schillers Ernst wird am meisten gelobt. Mit inniger und unverbrüchlicher Liebe ewig Dein H. 13. Humboldt an Caroline Erfurt, den 22. November 1808 Ich schreibe Dir schon heute, liebe Li, obgleich erst morgen abend die Post geht, weil ich morgen früh nach Gotha reise und erst übermorgen wiederkomme. Ich bin gestern früh sehr glücklich gewesen. Ich bekam durch Jacobi Deine beiden Briefe. Es waren die ersten ausführlichen seit meiner Abreise. Die Schilderung der Stille im Hause und des Weinens der Kleinen nach unserem Fortgehn hat mich unendlich gerührt. Alle Trennung von Dir hat immer etwas unbeschreiblich Schmerzliches für mich gehabt, aber niemals, dünkt mich, so wie jetzt. Vielleicht hat mich das Leben in Rom wunder und reizbarer gestimmt, aber an sich ist es auch so begreiflich, daß das, was uns verknüpft, mit jedem Jahr inniger und unauflöslicher wird, der Schmerz und das Unglück selbst, ——— *) Johanna Schopenhauer, die später »Fernows Leben« herausgab. **) Caroline v. Wolzogens Sohn. 24