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[ Band 2 Brief 123: Caroline an Humboldt Lyon, 1. Januar 1805 ]
123. Caroline an Humboldt Lyon, 1. Januar 1805 Ich hoffe, mein geliebtes Leben, daß Alexander sein Wort gehalten und Dir heut vor acht Tagen, wo wir von Paris abgereist sind, geschrieben hat. Es war mir in den letzten beiden Tagen schlechterdings unmöglich. Wir sind endlich den 25. Dezember abgereist und vorgestern, den 30., hier angekommen. Unsre Reise ist ohne unangenehme Zufälle abgelaufen, obgleich wir den letzten Tag den Wagen brachen und beinahe alle Nächte hin- durch gefahren sind, weil die Wege so schlecht waren, daß wir uns verspäteten und also auf diese Weise die verlorene Zeit wieder ein- holen mußten. Die beiden Kinder sind wohl und vergnügt; ich bin, wie Du weißt, auf der Reise immer gesund; unsre beiden neuen Mädchen sind willig und gut, Therese besonders sehr verständig und aufmerk- sam, und Kohlrausch sehr heiter, Paris im Rücken und Rom vor sich zu haben. Wir wollten eigentlich heute von hier wieder fort, und ich hatte sechzehn Tage vor unsrer Abreise aus Paris an einen hiesigen Bankier schreiben lassen, um uns unsre Plätze zu nehmen. Allein wir können solche erst den 4. Januar bekommen und müssen uns also gedulden, so unangenehm uns auch diese Verzögerung ist. Zwei Italiener, die mit uns von Paris gekommen und gestern weitergereist sind, haben übernommen, uns Plätze in Turin zu nehmen, denn man vergibt sie hier nur bis Turin, und ich hoffe, daß wir dort keinen Aufenthalt leiden sollen. Die Affluenz vermindert sich natürlicherweise, sowie man sich von Paris entfernt. Endlich sind wir denn aus diesem Zauberort, der uns wie mit Banden hielt. Alexander hat die letzte Nacht bei uns in unserm Quartier geschlafen und uns des Morgens ins Bureau der Diligence ge- bracht, wo auch Schlabrendorff uns erwartete. Schlabrendorff ist noch immer in Paris, sein Reisewagen steht im Hof des Hotels 288