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[ Band 2 Brief 121: Caroline an Humboldt Paris, 10. Dezember 1804 ]
Die Nachrichten von der Krankheit in Livorno und Florenz sind, besonders wenn man römische Polizei kennt, sehr beunruhigend. Ich mag Dir nicht sagen, wie traurige Gedanken mir manchmal durch die Seele gehn und wieviel trübe Stunden ich habe. Allerlei Menschen, die im Salon sind, verhindern mich, fortzufahren. Sobald ich im Wagen sitze, schreibe ich Dir von der ersten Station. Ewig Dein. 122. Caroline an Humboldt Paris, 17. Dezember 1804 Endlich, mein geliebtes Leben, kann ich Dir denn doch den Tag unsrer Abreise bestimmen. Unsre Plätze auf der Diligence sind bis Lyon genommen und bezahlt. Wir gehn morgen über acht Tage, Dienstag, den 25., und ich habe nach Lyon schreiben lassen, um dort den 1. Januar sechs Plätze bis Mailand zu nehmen, denn ohne diese Vorsicht, fürchtete ich, würden wir dort wieder liegen bleiben, da wir so viele Plätze brauchen. Wir haben sogar hier nur vier in dem Wagen und zwei im Kabriolett, um die sich Kohlrausch mit den beiden Mädchen vertragen und wechseln will. Früher war es keine Möglichkeit fortzukommen, und hätten wir uns nicht entschlossen, uns mit vier im Wagen und zwei draußen zu begnügen, so hätten wir vom 25. Dezember an wieder mehr wie vierzehn Tage auf allen Diligence-Anstalten warten müssen. Die Abreise stand nicht mehr in unserm freien Willen. Die Menge Menschen hier ist unglaublich, man muß sie gesehen haben, um sich einen Begriff davon zu machen, und das Abfließen dieser Menschenmasse ist nun ebenso schwierig, als das Zuströmen war. Zürne mir nicht, daß es so lang dauerte, es war beim Himmel nicht unsere Schuld. 286