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[   Band 2 Brief 106:    Caroline an Humboldt     [Paris], 1. Oktober 1804   ]


Glanz des andern, auch sieht er wieder alle Gegenstände vollkommen
nah und fern. Das Auge und Mathildens Arm *) haben mir schreck-
liche Tage gemacht. Dem Himmel sei Dank, daß alles vorüber ist.
Ich bin abgehalten worden, gestern weiter zu schreiben, mein
Teurer, und schließe hier, um den Brief nicht aufzuhalten.
Adieu. Ich umarme Dich tausendmal und die lieben Kinder.


107. Humboldt an Caroline                Marino, 2. Oktober 1804.

Deine Briefe kommen jetzt, liebe Li, sehr richtig an. Ich
habe jetzt den vom 8. vorigen Monats erhalten . . .
Es hat mich geschmerzt, liebe Li, daß Rehbergs *) dummes
Gerede Dir weh getan hat und daß Du sogar deshalb zufrieden
bist, daß Burgsdorff nicht zu Dir gekommen ist. Wie wir mit-
einander gelebt haben, süßes Kind, und noch leben, wie wir nie
einen Moment uneins gewesen sind, um nur das zu nennen, was
auch die plattesten Menschen begreifen müssen, so kann ein ver-
nünftiger Mensch an ein so albernes Gerücht nie glauben. Auch
Kunth hat das gewiß nicht. Du schreibst mir nicht, woraus Du es
schließest. Allein wenn es aus seinem Brief ist, so weißt Du, wie
unbegreiflich albern Kunth selbst mit mir manchmal gewesen ist. Er
ist ein guter Mensch eigentlich und mit mir jetzt in der engsten
Freundlichkeit. Aber so kleinlich, daß er nicht einmal je zu berechnen
ist. Nur Uneinigkeit zwischen uns beiden und Pläne zu Trennung
hat er sicherlich nicht geglaubt. Ich begreife wohl, daß nur un-
endlich wenige Menschen Dich und mich kennen, um so weniger,
weil wir beide schwer zu kennen sind und uns nie Mühe geben,
uns zu zeigen. Aber soviel ich habe sehen können, haben doch die

———
*) An dem sich plötzlich eine Lähmung gezeigt hatte. — **) Vgl. S. 244.

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