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[   Band 2 Brief 85:    Humboldt an Caroline    Marino, 18. Julius 1804   ]


noch jetzt immerfort abfließt, indes ihm von unten auf neues Wasser
zuquillt, nur an, weil er die Felder überschwemmte, und wirklich
mußte, wenn er die Höhe dieser Grotte erreichte, er auf der flachen
Seite gegenüber schon auf dem Felde stehen. In der Grotte hat
der Fels natürliche Sitze gebildet, und durch die weite, aber doch
immer begrenzte Öffnung zeigt sich nun die ganze himmlische Gegend,
der See, seine Ufer und das Meer, wie ein Gemälde. Es war gegen
Sonnenuntergang, wie ich hinkam, und ich blieb wohl zwei Stunden
da, um die Gegend auch im Mondschein zu sehen, der Effekt des
Mondes auf dem See ist unbeschreiblich. Wenn man den See so
oft sieht als ich in diesen Tagen, so hat er wirklich eine ganz eigene
Art der Bewegung und viel mehr als ein bloß stehendes Gewässer,
da er immer frisch zuquillt. In diesen kleinen sanften Wellen zitterte
nun das Mondlicht vom entgegengesetzten Ufer bis dicht unter meine
Füße heran. Ein großer Vorzug ist noch bei Marino, daß man
um Mitternacht noch allein sicher durch den Wald gehen könnte.
Adieu von ganzer inniger Seele! Ewig Dein    H.


86. Caroline an Humboldt                     [Paris], 18. Julius 1804

Gottlob, daß ich wieder dazu kommen kann, Dir selbst zu
schreiben! Meine liebe, teure Seele, wie hat mich danach
verlangt, und wie haben Deine süßen, lieben Briefe mich
in dieser Zeit so besonders noch gerührt und erquickt! Auch meine
Entbindung und ihre nächsten Folgen sind nun vorüber, und ich
bin dem Zeitpunkt mächtig näher gerückt, wo ich Dich, einzig liebes,
teures und trautes Wesen, wiedersehen, Dich und die geliebten kleinen
Mädchen tausend-, tausendmal wieder an meine Brust drücken werde.
Ich bin in einem eigenen Zustand von Rührung und Freude, aber mir

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