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[   Band 2 Brief 67:    Caroline an Humboldt     [Erfurt], 29. April 1804   ]


Wolzogen und der Prinz sollen sich nicht getrauen, herauszuschreiben,
und um allerlei mündlich zu erfahren, hat der Herzog den Sohn
des Geheimrats Voigt zu Wolzogen geschickt. Man sagt sogar,
der Herzog wolle sich in Memel ein Rendezvous mit Wolzogen
geben. Andre Nachrichten behaupten, der Kaiser verlange schlechter-
dings, der Herzog solle seinen Abschied als preußischer General
nehmen, eher werde die Vermählung nicht vollzogen. Man redet
stark von einer Allianz zwischen Preußen und Frankreich und daß
Preußen Hannover besetzen werde und vom Kriege mit Rußland.
Voilà toutes mes nouvelles politiques.
Und was macht denn meine süße, holde Adel und die stille
Gabriele? Soll ich sagen, wie innig ich mich freue, daß beinahe
zwei Monate, das Viertel meiner Abwesenheit von Rom verflossen
sind? Nein, Du weißt es, weißt, wie ich an Dich denke, mich
herzlich nach Dir sehne. Ich möchte auch nicht hier umherschreiten
und denken, daß ich nicht bald wieder in Rom wäre.
Tausend Küsse den Kindern und Dir. Addio, anima mia.


68. Caroline an Humboldt                       [Erfurt], 4. Mai 1804

Mein hiesiger, nun heut schon vierwöchentlicher Aufenthalt
nähert sich seinem Ende. Ich gehe den 13. nach Auleben,
Papa folgt mir den 14., wir bleiben daselbst den 15. und
16., den 17. gehe ich nach Burgörner, und Papa kommt mir dahin
den 18. nach. Den 18. oder 19. wird auch mein Bruder mit
seiner Frau wahrscheinlich dort eintreffen, und den 28. oder 29.
packe ich wieder auf und suche mit Relais in einem Tage bis
Weimar zu kommen, wo ich dann schon Kohlrausch zu treffen hoffe,
oder er kommt ein bis zwei Tage später. Die Promenade nach

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