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[ Band 2 Brief 59: Caroline an Humboldt Augsburg, 28. März 1804 ]
als es wirklich der Fall ist, kommt, glaub ich, daher, daß mir die ganze Fahrt auch nicht einen Augenblick fatigue d’esprit macht. Ich habe mich noch nie auch nur einen Moment geängstigt, daß der Wagen umfallen oder etwas daran brechen möchte, und diese Art von Ruhe kann man, glaube ich, nur mit einem Fuhrmann, mit einem fremden Wagen, und besonders dadurch haben, daß man keine ganz kleinen Kinder bei sich hat. Du weißt, daß ich immer sehr aufgelegt unterwegens war, aber doch ist mir dieses Mal mein körperliches Aushalten mehr wie je aufgefallen. Genährt sind wir sehr gut worden, mit dem Anastasio bis auf den letzten Augenblick zufrieden, es ist ein honetter Mensch, und wenn er in Rom zu Dir kommt, so nimm ihn ja freundlich auf. Die Maultiere sind indes etwas mager geworden und möchten die, die sie nach Florenz zurück- bringen, nicht in 12 1/2 Tag wie uns hierherbringen. Gestern mittag in einem Dorfwirtshaus sind unsre letzten Provisionen aus Italien, ein Stück Parmesankäse und eine geräucherte Bologneser Wurst, alle geworden, und das war ordentlich noch ein Abschied. Wir sind dieses Mal von Innsbruck aus den kürzeren Weg durch das Tirol gefahren, der aber bei weitem nicht so schön und pittoresk ist wie der, den wir über Kaufbeuren vor 1 1/2 Jahren machten. Kohlrausch ist jetzt wieder vollkommen hergestellt und hat wieder Appetit und sieht gut aus, es ist ordentlich eine Art Wunder, wie er nach dem heftigen Fieber in Verona so schnell sich erholt hat. Der Abschied von ihm ist nun das nächste; den 5. oder 6., denke ich, treffen wir in Erfurt ein, und er muß und hat recht, zu eilen, um nach Hause zu kommen. Adieu, geliebtester Wilhelm. Tausend, tausend Küsse meiner geliebten Adelheid und Gabriellen. Empfiehl ja der Anna, daß sie Adelheid nie und unter keinem Vorwande allein am offnen Fenster stehen lasse, oder in einem Zimmer, wo offene Fenster sind. Auch ist mir eingefallen, daß Du wohl eine 136