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[ Band 2 Brief 58: Humboldt an Caroline Rom, 24. März 1804 ]
58. Humboldt an Caroline Rom, 24. März 1804 Übrigens bin ich jetzt sehr geplagt, liebe Li, und was das Schlimmste ist, ohne Geschäfte zu haben. Außer Sartoris sind auch noch Lusis gekommen, und das Präsentieren nimmt kein Ende. Ich verliere fast den ganzen Tag in dieser Woche mit diesem ewigen Herumfahren, und in der nächsten gehn die Oster- feierlichkeiten an. Ich darf also meine Ruhe erst nachher erwarten. Dann aber ist mir nicht bange, denn wenn Sartoris und Lusis auch noch bleiben sollten, so überlasse ich sie dann ihrem Schicksal. X. sind, wie Du sie beschreibst. Ihr Herumlaufen ist ordent- lich amüsant. Er setzt sich schon um acht Uhr, sie um zehn Uhr in Bewegung, und dann geht es wie ein Uhrwerk. Sie leiern den ganzen Vasi ab und können nicht satt werden, ihn zu loben. An den schönsten Sachen, der Sixtinischen Kapelle, der Galerie Barberini, finden sie gar nichts und können nichts loben als die Eleganz und Reinlichkeit in der Villa Borghese. Kurz, eigentliches Pack. Du bist sehr glücklich, nicht hier zu sein. Nach Ostern werden noch zwei Bälle sein, einer für die Königin von Sardinien bei der Cumberland, der Massimis die Villa Negroni eingeräumt haben, wo sie jetzt ihr Wesen treiben wird, und einer bei Khevenhüller *). Dann geht Khevenhüller, vermutlich auch um aller Seccatur los zu werden, aufs Land, und Ende Mai reist er nach Mailand. Für den Sommer bereitet sich also eine schöne Ruhe, die ich zu benutzen denke. Für jetzt schicke ich Dir eine Pindarische Ode, die ich vergangene Woche gemacht habe. Ich mußte doch Moltke antworten, und Du wirst die Antwort in einem Sonett von der Ode finden. Ich weiß nicht, ob Du mit der Ode zufrieden sein wirst. Es ist eine der schönsten, und sie hat in sich selbst viel Sonderbares. Indes sind auch große Gegen- stände in ihr und mehr und tieferes Feuer als vielleicht in irgend ——— *) Osterreichischer Gesandten 132