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[ Band 2 Brief 54: Humboldt an Caroline [Rom], 7. März 1804 ]
Der Dienstag war sehr dürftig. Bloß Zoëga *) und Thorwaldsen. Moltke **) ist nicht recht wohl. . . . Aber einsam fühle ich mich sehr. Glaube ja nicht, liebe, gute Li, daß ich auch von mancher Seite, an Ruhe und mehr Muße Ersatz habe. Zum Arbeiten ist vor allem Stimmung nötig, und die kommt so schön im freundlichen Mit- einanderleben. Adieu, innigst geliebte Seele. Grüße und küsse tausendmal die Li und Theodor. Von ganzem, innigem Herzen Dein H. 55. Caroline an Humboldt Florenz, 11. März 1804 Ich bin heut um halb fünf Uhr hier angekommen, liebster Wilhelm, und nachdem ich gegessen hatte, schickte ich zu Schellersheim ***), um mich bei ihm anzumelden, zu gleicher Zeit aber trat er ins Zimmer und brachte mir Deinen Brief. Wie unaussprechlich habe ich mich gefreut, die Züge Deiner lieben Hand zu sehen — mit Tränen der Rührung habe ich Deinen Brief gelesen. Ach, wenn Du Dich allein fühlst, so schwöre ich Dir, fehlst Du uns nicht minder; ich sage uns, denn Kohlrausch ist Dir so treu und herz- lich attachiert, als hätte er Jahre mit Dir gelebt, und die Kinder sprechen unaufhörlich von Dir. Theodor hat Dienstag, Donnerstag und Sonnabend sein Fieber gehabt, doch war es Sonnabend, als gestern, weit schwächer und dauerte kürzere Zeit. Donnerstag erschreckte er mich sehr, denn bis daß die Hitze kam, lag er, einem Toten weit ähnlicher als einem Lebendigen, auf Kohlrauschs Schoß; Gesichts- farbe, verzogene Züge, Unbeweglichkeit der Muskeln waren äußerst ——— *) Berühmter Altertumforscher und Koptologe, seit 1798 dänischer Generalkonsul im Kirchenstaat. — **) Vermutlich der frühere dänische Finanzminister, der sich mit Gattin vorübergehend in Rom aufhielt. — ***) Preußischer Geheimrat, der seit 1793 in Florenz lebte. 126