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[ Band 2 Brief 45: Humboldt an Caroline Durango, 13. Mai 1801 ]
sehr verständig. Alle voll Enthusiasmus für ihr Land und ihre Sprache, und mit viel Sinn, in diese auch wissenschaftlich einzugehn. Sie haben mir alles, was im Lande eigentümlich ist, gezeigt; wir sind in den einzelnen Landhäusern bis auf die Böden herumgekrochen, und nach den ersten zwei Tagen war ich als Don Guillermo so be- kannt, daß mich unbekannte Leute so auf der Straße anredeten. Dann gibt es hier auch eine Doña Leona, eine Schönheit in meiner Art, ein Pendant der Doña Raphaela, nicht ganz so hübsch, aber eigentümlicher noch. Sie kleidet sich französisch in einer ganz simplen, weißen Chemise, aber den ersten Tag, als ich sie sah, hatte sie eine Perücke auf, nein, etwas Affröseres ist mir nicht vorgekommen. Die aber hab ich gleich abgeschafft, und seitdem geht sie nach der Landes- sitte, das bloße Haar auf der Mitte des Kopfes mit einem Band zusammengebunden und dann frei hinten im Nacken herunterhängend. Bokelmann hätte sie gewiß auch zu derb und ungestüm gefunden. Wahr ist’s, daß ihre Stimme und ihr Gang in der Stube die Organe ein wenig erschüttert. Aber im freien Felde hatte diese un- gestüme Wildheit mit den fliegenden Haaren und einem sehr hübschen Wuchs etwas sehr Reizendes. Du mußt aber nicht denken, daß ich über der Doña Leona meine Zeit verloren habe. Ich habe hier einen göttlichen Fund getan. Mein Pfarrer ist der einzige Mensch, der eigentlich recht Baskisch weiß, er hat stupend und mit viel richtigem Sinn über die Sache gearbeitet. Er hat ein Werk im Manuskript, wozu es ihm an Gelegenheit fehlt, es drucken zu lassen. Daraus habe ich Auszüge gemacht, und noch künftig wird er mir einige Abschriften schicken. Adieu, meine liebe, teure Li. 100