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[ Band 2 Brief 41: Humboldt an Caroline Bordeaux, 24. April 1801 ]
auch sonst seine Anwendung fände. Trotz des entsetzlichen Weges sind wir doch aber sehr schnell gefahren, und einen Postillon hatten wir, der in der Tat in gestrecktem Galopp zwischen allen Löchern, in den schrecklichsten Stellen, von einer Seite der Chaussee zur andern in lauter Schlangenlinien hindurchfuhr, zwar mit großer Geschick- lichkeit, aber auch in ewigem Würfelspiel um unsre Gliedmaßen und unser Cabriolett, das auf eine wirklich wunderbare Weise widerstanden hat. Auf diesen weiten Strecken, die ich von neuem von Frankreich sah, fand ich wieder bestätigt, was ich schon sonst bemerkte. In keinem andern Lande nämlich herrscht, auch nur nach der bloß ober- flächlichen Ansicht der Gegend zu urteilen, ein solches Gleichgewicht zwischen der Natur und der Kultur, die sie bearbeitet hat. Die Natur drängt sich weder durch Größe und Kühnheit, wie in dem Norden, noch durch die reiche Üppigkeit des Südens hervor. Seit Jahrhunderten ist dies Land verfeinerter als andre gewesen; seit gleich langer Zeit hat es keinen Feind in seinem Innern gesehen, und selbst durch bürgerliche Unruhen sind nur einzelne Provinzen verheert worden. Vorzüglich aber hat von Ludwig XIV. an bis zur Revolution die Regierung immer nur dafür gestrebt, dem ganzen Lande die einförmige, aber schicklichste Gestalt zu geben, um es zu einem wohlhabenden und mächtigen, aber leicht beherrschbaren Staat zu machen, und in den gleichen Geist sind die Privatbewohner ein- gegangen. Vor dieser einordnenden Einförmigkeit ist die Natur gleich- sam verschwunden. Auch fehlt es an sich an großen Naturmassen. Gebirge sind nur in einzelnen kleinen Teilen und durchschneiden nicht, wie in Spanien, das ganze Land in schwer zu verbindende Stücke, große Seen fehlen gleichfalls, und die Massen der Wälder sind an den meisten Orten dem ackerbauenden Fleiß gewichen. Da indes doch eine schöne Mannigfaltigkeit in der Abwechselung der Höhen und Täler herrscht, die Vegetation und Kultur den Bergen die 82