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[ Band 2 Brief 17: Humboldt an Caroline Erfurt, 5. April 1797 ]
und bestimmter auszudrücken; in mir selbst ist wenigstens ein leb- hafteres Streben zur Produktion entstanden, als ich mich je sonst erinnere; die Bildung und Entwickelung der Kinder stimmt damit so harmonisch überein, und ich kann Dir nicht sagen, wie unendlich sich mein ganzes Wesen in Dank und Liebe gegen Dich auflöst, wenn ich an das Glück unserer Vergangenheit diese frohe Aussicht in die Zukunft halte und nun in seiner ganzen Vollendung das unendlich schöne Dasein empfinde, das ich aus Deinen Händen empfangen habe. — Gestern morgen habe ich Besuche gemacht, und den Mittag aßen wir mit einigen alten Gesichtern aus der Regierung beim Koadjutor. Nachmittag besuchte ich die Dessault *), und gegen abend gingen wir zum Bischof v. Lüttich. Heute mittag ißt die Dessault hier. Diese war ziemlich voller Klagen und bittet »puisque nous avions fait une riche succession« um vier Friedrichsdor mehr jähr- lich. Ich habe gesagt, ich würde mit Dir sehen, wie es zu machen wäre, es wird aber schwerlich abzuschlagen sein. Alexanders Krankheit ist mir herzlich fatal. Grüße ihn und Burgsdorff und Schiller tausendmal von mir. Lebe innigst wohl, teures, liebes Herz. 18. Caroline an Humboldt [Jena], 5. April 1797 Herzlichen Dank für Deinen lieben Brief, mein teurer Bill. Das Erfurtische Wesen ist mir so lebendig dadurch ge- worden, daß es mich ordentlich schauderte. Nun hast Du es ja bald überstanden und bist morgen bei Goethe. Mir ist es nicht gut gegangen, die Nacht vom Montag zum Dienstag habe ich Flußfieber und einen fürchterlichen Husten bekommen. Meine ——— *) Langjährige französische Erzieherin Carolines. Vgl. Bd. I. 33