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[   Band 2 Brief 5:    Caroline an Humboldt     [Rudolstadt], Dienstag, 24. Julius   ]


Glut Deiner Seele — es strömt mein innerstes, geheimstes Leben
Dir zu —, mein Wesen wagt es, Eins zu werden mit dem Deinen
— Eins mit dem Urbild aller Schönheit und Größe, die ich so ewig
in Dir empfinde ——. O Du Einziger, was soll ich Dir sagen, Du
hast diese Momente trunkener Seligkeit mit mir empfunden, Du hast
so oft die Tränen der Wonne mit brennenden Küssen von meinen
Wangen aufgetrocknet — komm zurück, daß ich sie wieder weine,
und Du den höchsten Genuß gebest, den Menschen Menschen zu
geben vermögen — mir, die ich’s nicht verdiene, die ich’s in der
höchsten Vollendung meines Wesens nie verdienen könnte, mir gib
diesen Genuß, Du bist ja mein, und für mich ist ja nirgend mehr
ein Dasein als allein das, das ich aus Dir schöpfe. — Laß mich
aufhören, Bill, laß mich Deiner nur denken in der stillen Seele, Du
Einziger, Unaussprechlicher. Ach, könnt ich schweigend zu Deinen
Füßen liegen — es herrscht rings eine so tiefe Stille — wunder-
bar schön war der Abend und belohnte die Langeweile des Nach-
mittags — wir waren bei den jungen Prinzessinnen und gaben
dann auch der Erbprinzessin einen Wochenbesuch. Die Aussicht
vom Schloß kennst Du, denke Dir nun über die ganze ferne Land-
schaft einen grauen Himmel gebreitet —— ein milder Regen deckte
die Gebirge mit einem Schleier, nur das Tal mit den vielen Gärten
und Häusern lag offen da und der hohe Berg, der mit dem Fichten-
walde bekränzt, so schön und kühn dasteht. Hinter ihm war die
Sonne untergegangen, und der halbe Horizont flammte hinter
den nahen und fernen Bergen prächtig herauf —— ich stand mit
dem Liebchen im Arm versunken in den Anblick, in die Ruhe der
ringsum schweigenden Natur und dachte an Dich — ach Bill, wo
warst Du!
Nun lebe wohl, mein Süßer, Lieber. Es schmerzt mich sehr,
Dich nicht in Tegel zu wissen, wo ich Deinem Herzen schon so
nah war. Halte mich in dem lieben, teuren Herzen. Liebchen hat

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