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[   Band 1 Brief 140:    Caroline an Humboldt     [Erfurt], Montag morgen, [21. März 1791]   ]


wir sie sehen, während Du da bist. Ach, dürfte ich mit Dir nach
Rudolstadt reisen, das wär noch schöner — aber daran zweifle ich
fast. Nun lebe wohl — ach, wie zähle ich die Tage — Du fühlst
es, und ich empfinde, wie Dir’s ist. Lebe wohl.


141. Humboldt an Caroline   [Berlin], Sonnabend, 19. März 1791

Schon wieder, meine teure, geliebte Li, konnt ich in allen
diesen Tagen nicht zu Dir kommen. Hatte ewig zu tun,
und so wird’s wohl noch die vierzehn Tage fortgehn, die
ich noch hier bleiben muß. Bedaure Deinen armen Bill, gutes
Kind, aber freue Dich auch mit ihm. Zähle die Zeit so ängstlich,
und so ängstlich meine Arbeiten. Berechne so oft, ob ich fertig
sein werde zum Ersten, und bald denk ich ja, bald verzweifle ich.
-- Vom Abschiednehmen hab ich zwar selbst hier noch nicht viel
gesprochen, aber doch ist es schon ziemlich bekannt geworden. Die
Urteile der Menschen sind zwar zum Teil sehr komisch. Aber
großenteils erfordert es auch viel Festigkeit, sie zu ertragen. Man
hatte viel von mir gehofft, man braucht jetzt mehr wie je Leute
von festerem Charakter; junge Leute, die Hoffnung gewähren, sind
selten — so stellen sie’s einem als unerläßliche Pflicht vor. Indes
in mir bin ich entschieden, habe das alles ebensogut gesehen und
erwogen, und, nicht wahr, Li, wir bleiben bei unserm Entschluß?
Wäre der Nutzen wirklich so groß, intensiv und extensiv, und so
gewiß, so nähme ich keinen Anstand, ihm die Glückseligkeit aufzu-
opfern, die ich mir von einem freien, unabhängigen Leben ver-
spreche. Auch Du, liebe Li, ich fühl es, würdest damit zufrieden
sein. In jeder Lage würdest Du mich beglücken, in jeder Du meine,

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