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[ Band 1 Brief 122: Caroline an Humboldt [Erfurt], 2. Februar 1791 ]
es wahrscheinlich heut fort, wo er den Abend bei uns ist. Auf Dein Herkommen freut er sich unbeschreiblich, wir wollten dann recht viel schwatzen und uns auch einmal in ein Eckchen zusammen setzen und Deinen Aufsatz lesen. Es seien Ideen drin, in denen der Keim zu einer Menge andrer läge, die er von Dir zu hören wünschte, weil es ihm vom ersten Augenblick an, daß er Dich ge- sehen, geschienen habe, als nähmen die Dinge eine durchaus eigne Gestalt in Deinem Kopfe an u. dgl. mehr. Ach, könnte ich Dir sagen, wie ich dem April entgegensehe — doch Du fühlst es. Ja Bill, so soll es werden, nach Deiner Rückreise nimmst Du Deinen Abschied, und unsre Hochzeit ist an Deinem Geburtstage. Heut ist Lili ihrer. Das teure, süße Geschöpf! Aller Segen der Liebe sei mit ihrem Leben. Dalberg spricht mir wieder von ihr, aber in einem andren Tone wie sonst — er fühlt aber tief ihre Schönheit die unaussprechliche Grazie ihrer Seele. Ach, das Schweigen war so bang. Nächstens mehr davon und von Schiller. Es geht besser und besser mit seiner Brust. Aber er wird vielleicht in einem halben Jahre kein Kollegium lesen dürfen, und dann nimmt er gar auf so lang ein Quartier hier. Mit unsern Einkünften kannst Du ruhig sein. Wir kommen damit aus. — Ich muß jetzt aufhören, um vor dem Abgange der Post noch an Lilin zu schreiben. Lebe wohl, mein süßes, einzig liebes Wesen. Den 3. Februar. 123. Humboldt an Caroline [Berlin], Mittwoch abend, 2. Februar 1791 So hab ich ihn denn gestern abgeschickt, den Brief, der, wenn unsre Wünsche erfüllt werden, unser Glück ent- scheidet, teure Li. Ich weiß nicht, was ich hoffen oder fürchten soll. Aber ich habe geglaubt, einmal über diese Sache ab- brechen zu müssen. Und hab ich nicht recht, Li? Ich bin so ent- 385