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[   Band 1 Brief 122:    Caroline an Humboldt     [Erfurt], 2. Februar 1791   ]


und zunächst neigt sich die Narrheit mit der Schellenkappe und
lacht aus vollem Halse. Neben ihm und auf der Seite, nach
welcher sein Kopf gewendet ist, steht die Unwissenheit mit ge-
schlossenen Augen und langen Ohren. Die Formen ihres Gesichts
sind eigentlich schön, aber plump. Man sieht es ihnen an, daß nie
kein reges, inneres Leben sie belebte noch ausbildete. Ihr Mund
ist geöffnet, und der Genius spricht mit ihr und sieht sie erbarmend
an. Dieser ist die Bosheit, ein schrecklich verzerrtes Gesicht mit
einem Schwerte, der Aberglaube ruht mit seinem Augurstabe auf
einem Kissen. Endlich kommt noch die Pedanterie mit einer Rolle
Papier und die Dummheit mit einem großen Horne auf der Stirn
und stieren Augen. Alle diese Fratzen haben den charakterisierendsten
Ausdruck in ihren Zügen, alle werden bloß von der Flamme des
Genius beleuchtet. Er selbst schwebt mit weit ausgebreiteten
Schwingen zwischen ihnen hervor, man ahndet die Nacht, in die
sie zurücksinken werden, wenn er vorübergeflogen sein wird, in seinem
Gesicht ist Ruhe und die seligste Begeisterung — Ernst und mildes
Erbarmen ist unaussprechlich in die Formen des Mundes ver-
schmolzen. — Ich weiß nicht, ob es mir gelungen ist, Dir eine
Idee dieses Tableaus zu geben, ich habe es gewünscht, weil das
Ganze ein so eigener Gedanke ist, der vielleicht in keinem Kopfe
als in Dalbergs seinem entstehen konnte. Ich sagte ihm, ich glaubte,
er habe seine Lebensgeschichte gemalt, und er konnte es mir nicht
ganz leugnen. Wirklich ist dieser Mann eine der seltensten Er-
scheinungen, man versinkt vor seinem Geist in so tiefer Anbetung,
und man fühlt sich an ihn gebunden mit den Banden der zartesten
Liebe. Was mich oft bis zu Tränen rührt, ist die Anspruchlosig-
keit und Unbefangenheit seines Wesens, Schönheit und Grazie und
Größe weben und tragen sein ganzes Dasein. Ach, oft faßt man
nicht, wie er im Treiben der Welt, in so manchen niederschlagendcn
Erfahrungen, die er gemacht haben mag, diesen Glauben an Menschen,

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