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[ Band 1 Brief 104: Caroline an Humboldt [Erfurt], Mittwoch, 8. Dezember 1790 ]
Die Generalin Knorr hat in Frankfurt die Generalin von Lenge- feld über meine Heurat gesprochen. Sie hat Mama gewaltig her- ausgestrichen, ihren Verstand, ihren Charakter, mit einem Wort alles. Der General sprach mir davon und sagte: »Von Ihrer künftigen Frau Schwiegermutter hör ich unendlich viel Gutes. Es soll eine würdige, vortreffliche, große Frau sein.« Das große fiel mir nun gar ins Lachen. — Lili *) grüßt Dich, mein Bill. Acht Tage vor Weihnachten kommt sie her und bleibt vierzehn Tage hier. Schiller und Lolo kommen auch. Dein Geist wird unter uns sein. Ach, warum nicht Du! 105. Caroline an Humboldt [Erfurt], Donnerstag abend, 9. Dezember 1790 Wir fühlen uns jeder in dem andern und den andern in uns. Vereint wollen wir von Stufe zu Stufe auf der unabsehbaren Leiter hinan, und je höher wir steigen, je seliger umweht uns der Liebe heiliger Odem — rege erhalt er Dein Herz und das meine noch in den langen Tagen der Trennung. Wenn sie vorüber, wenn sie ausgedauert ist, o, wie ruhig lacht uns dann das Leben. Es muß unser werden, das Gefühl, daß nichts uns mehr trennt, o, wie rein und wahr fühlst Du das, daß keiner der vergangenen Momente an Tiefe und Seligkeit dem ersten gleichen wird, in dem wir unser Leben unzertrennlich verbunden fühlen. — Freitag abend 5 Uhr . . . . Was bist Du für ein einziges Wesen an Güte, an Reichtum und Schönheit und blühender Kraft. Selig, wem es werden wird, sich zu versenken in dem allen — das glückliche Wesen bin ich. — Ich werde in Dir leben und sein und in dem Gefühl, ——— *) Caroline v. Beulwitz. 312