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[   Band 1 Brief 73:    Humboldt an Caroline    [Berlin], Montag, 20. September 1790   ]


unserer Pläne —— ach! teure, holde Li, was könnte meinem Herzen
so nah liegen, was es so ängstlich sorgsam und wieder so freudig
beschäftigen. Jetzt ist alles fast ganz in Ordnung. Alle Menschen
haben mir versichert, daß ich bis Weihnachten künftigen Jahres
gewiß und ohne Bedenken Assessor sein kann, und die, die es be-
fördern können, haben mich wirklich über meine Erwartung tätig
unterstützt, und wie ich es jetzt absehe, ist eine Vereitelung dieses
Plans nicht möglich, es müßte denn etwas ganz Unerwartetes,
allenfalls eine Krankheit von mir dazwischen kommen, die mich zu
arbeiten hinderte. Denn freilich hängt beinah alles von meiner
Arbeit ab. Das eigentlich macht mich froh. Ich werde entsetzlich
viel zu tun haben. Die Zeit wird mir schneller entfliehen, und ich
werde immer das schöne Gefühl behalten, mein und Dein einziges
Glück durch mich allein schneller befördert zu haben. Ich hätte es
nicht leicht ertragen können, meine Laufbahn durch irgend eine
Konnexion oder Fürsprache schneller als andere zu machen; auch
ungefordert angenommen hätte ich ungern Vorzüge, die aus diesen
Quellen geflossen wären. Und gewiß wäre es auch Dir nicht lieb
gewesen, meine liebe Lina, wir werden glücklicher sein, weil wir
das, was wir sind, nie anderen als uns danken werden. Im Som-
mer wäre freilich unsere Verbindung schöner gewesen, soll ich es
Dir noch sagen? Allein Du selbst versichertest mich, auch bei diesem
Plan würde sie doch erst im Herbst sein können. Da wäre denn
jetzt der Unterschied von höchstens vier Monaten, und damit er-
kaufen wir nicht zu teuer die vielen Unbequemlichkeiten, die eine
frühere Versetzung gehabt hätte, und die wirklich noch größer waren,
als ich sie kannte. Denke Dir nur das eine, daß ich Dich wieder
hätte vielleicht auf zwei, drei Monate verlassen, mich wieder hier
herumtreiben müssen. Was den Ort der Versetzung betrifft, so bin
ich auf Halberstadt bestanden. . . . Unsere Finanzen werden auch
besser sein als ich dachte. Mama hat mir allerlei sehr ausführ-

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