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[   Band 1 Brief 65:    Caroline an Humboldt     [Burgörner], Dienstag abend den 6. Juli 1790   ]


Mit Carln bin ich sehr zufrieden. Du wirst es auch sein. Es
ist nicht mehr das Gehaltene, Gespannte in ihm wie sonst. Er
gibt sich seinen Empfindungen mehr hin, er wacht nicht mehr so
ängstlich über sich, er will nicht mehr glücklich und ruhig sein, er
ist es. Er war wieder hier vorigen Sonnabend und Sonntag, und
ich erwarte ihn morgen. Vielleicht bringt er Loos von Leipzig mit,
wohin er die Woche gereist ist, und seinen Bruder, dem er von
Ilsenburg hier Rendezvous gegeben hat. Lies den beiliegenden Brief
von Loos, er hat mir gar wohl getan. Es ist so ein milder, freundlicher
Ton darin. Loos ist ein sehr edler, freier Mensch, den ich unendlich
schätze, und dessen Leben zu verschönern mir sehr viel sein würde.
— Mit Papa sprach ich letzt von des Sternbilds Anstellung.
Er schien sie zu wünschen. Von da kam ich auf den Erfurter Auf-
enthalt. Wenn Ernst fort ist, sagte ich ihm, so dächte ich, zögen
Sie dann auch hin wo ich bin, der Aufenthalt des Koadjutors ist
doch gewiß nur auf kurze Zeit. Er antwortete, diesen Vorschlag
sollte ich ihm nicht zweimal tun, er fände, ich hätte recht u. dgl.
Mit der Madame weiß Gott wie es noch werden wird. Papa
ist froh, wenn er sie los ist. Ich bilde mir ein, sie wird eine
Herzensergießung mit Dir haben. Sie freut sich Deiner Ankunft,
überhaupt stehst Du sehr in Gnaden bei ihr. Letztens hat sie Carln
unsre Heuratsgeschichte, unsre erste Bekanntschaft u. dgl. erzählt.
Ist das nicht göttlich? Unter anderm hat sie vorzüglich darauf
appuyiert, daß Du nicht hierhergekommen warst, uns zu sehen,
sondern die Feuermaschine *), daß Du Dich erinnert hättest, Papa
sei ein alter Freund Deines Vaters gewesen, meine Existenz habest
Du durchaus ignoriert. Carls Contenance bei diesem erbaulichen
Gespräch magst Du Dir denken.
Heut ist’s ein Jahr, daß ich Dich hier wiedersah. . . . Wann
werd ich Dich nun sehen? . . . Ich mag den Tag nicht wissen,

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*) Vgl. S. 4.

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