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[ Band 1 Brief 64: Caroline an Humboldt [Burgörner], den 2. Julius 1790, ]
sehe, daß sie darin glücklich sind, und Papa schmerzt mich. Das Bild ennuyiert ihn eigentlich. Papa wird nun auch alt, ist schwäch- lich, und wird’s immer mehr durch Verzärtelung seines Körpers und beständiges Medizinieren — wenn er es ernstlich würde? — Ich könnte den Gedanken nicht tragen, daß er bloß bezahlte Wartung um sich hätte. Das Vernünftigste, was Papa tun könnte, wäre doch eigentlich, mit uns zu ziehen und das Sternbild an den Zeitzischen Himmel zu versetzen. Im letzten Brief schreibt es, der jetzige Stiftsrat habe nun förmlich resigniert, er aber noch nicht mit dem Koadjutor gesprochen. Auf der einen Seite tentieren ihn die 800 bis 1000 Taler, auf der andern hängt er sehr an Erfurt. Im September muß es sich doch dezidieren, da kommt das Kapitel zusammen, und die Stelle kann nicht unbesetzt bleiben. Schreib ein- mal gelegentlich an das Bild, um von ihm zu hören. Diese Atten- tion wird es sehr freuen. Es ist so kindisch, von dem Projekt nach Zeitz darfst Du nicht unterrichtet scheinen. Der Koadjutor sprach mir noch kurz vor meiner Abreise von ihm, lobte und tadelte es über manches. Il réunit, sagte er mir, trois choses, il est aimé, estimé et moqué de tout ceux qui le connaissent. Je n’ai jamais vu cela ensemble. Und es ist auch wahr. Papa möchte, das Bild heuratete — im Grund glaub ich, um wieder ein weiblich Wesen im Haus zu haben, aber es will nicht, es müßte denn ein sehr reiches Mädchen sein, und ein sehr reiches Mädchen wird sich vor das Bild bedanken. Papa hält Dich eigentlich nicht für eigensinnig, insofern — ich muß einmal wie Jette mit Begriffen um mich herum werfen — Du unter Eigensinn eine große Beharrlichkeit ohne zu- reichende Gründe, oft sogar wider eignes besser Wissen und Ge- wissen, in Ausführung einer Idee verstehst — Abends 6 Uhr So weit war ich gekommen, als ein unvermuteter Besuch kam . . . ich habe keinen Augenblick zu versäumen, wenn der Brief noch 191