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[   Band 1 Brief 47:    Caroline an Humboldt     [Erfurt], den 1. Mai 1790   ]


47. Caroline an Humboldt                       [Erfurt], den 1. Mai 1790

Ich möchte diesem Brief Flügel geben, meinem geliebten
Wilhelm die Nachricht des glücklichen Erfolges meines
Gesprächs mit Papa zu hinterbringen. Es tut mir weh,
daß Du die Freude, Dich einer noch sicherern Hoffnung unseres
baldigen vereinten Lebens hinzugeben, noch bis Freitag entbehren
mußt. So gar nichts mag ich früher genießen als Du, wenn es mir
ein Genuß sein soll. —
Gestern kam Dein Brief, ein wahres Meisterstück. Papa war
gut gestimmt, ich entschloß mich kurz, einmal eine ordentliche Unter-
redung mit ihm zu haben, und ging hinunter. Da er wußte, daß
Posttag war, frug er gleich, ob ich Briefe von Dir bekommen
hätte und ob Du nichts Neues schriebst. Das gab mir die schönste
Veranlassung, von Deinen Plänen, den wenig vorteilhaften Aus-
sichten für Deine jetzige Anstellung zu sprechen, mein Mißvergnügen
über die lange Verzögerung und dergleichen. Papa wünschte Deinen
Brief zu sehen. Ich ließ mich bitten und holte ihn endlich.
Papa las ihn aufmerksam von einem Ende zum andern, schien
gerührt, und nach einigen Augenblicken Nachdenkens sagte er mir,
eine so wichtige Sache erfordere eine reifliche Überlegung, indessen
solle ich überzeugt sein und Dir auch die Versicherung geben, daß
er alles ihm mögliche tun wolle, unsre Verbindung im Sommer 91
möglich zu machen, daß die Hoffnung, mich in seiner Nähe zu
behalten, ihn über vieles werde hingehen lassen; es sei freilich un-
erhört, daß ein Referendarius heirate, indessen sei es doch auch
fatal, daß man so lange versprochen sei, zumal wenn es schon so
unter die Leute gekommen, die dann den schönsten Stoff hätten,
ihre Randglossen zu machen. Der Hauptumstand seien die Finanzen,
er glaube wohl, daß wir beide keine Neigung zum Aufwande haben,
allein es sei jetzt allerwegens teuer, zumal in Magdeburg, er, Papa,

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