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[   Band 1 Brief 41:    Caroline an Humboldt     Erfurt , den 19. April 1790   ]


gelehrten Frauenumgang, Jette est aussi si docte, und wenn Du
dann einmal mit Caroline und mir lebst, wird’s Dir auffallend
sein. Wir sind so unwissend, und was das schlimmste ist, wir
haben so ein Behagen an unsrer Unwissenheit, daß gar an keine
Besserung zu denken ist. Caroline schrieb letztens einmal, ihre Un-
wissenheit sei ihr ein rechter Trost in Gesellschaft mit pedantischen
Gelehrten, und mir geht’s ebenso — wenn sie einen auch ennuyieren,
wie es denn gewöhnlich der Fall ist, so hat man dann doch etwas
Neues gehört. —
Ach, mein Wilhelm, Du wirst Dir nichts auf mich zugute tun
können, mir wird manchmal angst und bange . . .
Papa hatte eine große Freude über Deinen Brief, kapitulierte
lang mit mir über die Mitteilung und Auswechselung unsrer De-
peschen, da aber meinerseits nichts konnte willfahret werden, las
er mir doch den Deinen von Anfang bis zu Ende vor und meinte
in seiner Herzenseinfalt, Du könntest mir nichts Zärtlicheres sagen,
als in seinem Brief über mein Sujet stand! Die Erzählung, daß
Du in vier Jahren erst könntest Regierungsrat sein, rührte ihn
gar nicht . . . .


42. Caroline an Humboldt                 Erfurt, den 21. April 1790, abends

Von allen Seiten stellt sich mir mein Dasein in dem lieb-
lichsten Lichte dar, wenn ich es in Deiner Nähe betrachte
— verzeih, wenn ich Dir so viel von mir rede, aber Du
liebst und willst es ja, und meine Seele ist voll von dem Gefühl,
das sie allein durch Dich genoß, sich selbst, ihr innigstes, bestes,
ihr einzig wahres Leben in dem Moment des ungebundensten Hin-
gebens an Dich zu leben. Dein und zugleich mein, wie ich

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