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[   Band 1 Brief 38:    Humboldt an Caroline    [Berlin], 2. April 1790   ]


wirklich verbunden mit einer Art von Liebe, und überladen mit
Liebesäußerungen. — Das ist das erstemal, daß ich Dir eine meiner
Grillen über mich und etwas aus meiner Vergangenheit erzähle.
Ich tue es selten, weil mir alles, was ich über mich denke, Torheit
scheint, wenn ich’s sage. Ich habe mich so entsetzlich viel mit mir
beschäftigt; die Ideen darüber sind so ganz mein eigen geworden,
so in alles andere verwebt, daß es ihnen geht wie einem Menschen,
der ewig zwischen seinen vier Pfählen gesessen hat. Wenn er unter
Leute kommt, ist er fremd und weiß nicht wohin. . . . .
Meines braven Bruders Brief hat mich innig gefreut. Du
glaubst nicht, wie wir noch vor drei Jahren voneinander verschieden
waren. Ich glaubte nie, daß wir nah kommen könnten, und jetzt
sind wir’s so sehr. Die lebhafte Tätigkeit, mit der er alles betreibt,
der jugendliche Enthusiasmus, der auch aus der Stelle über mich
von neuem hervorleuchtet, sind mir unendlich wert. Es zeigt Kraft
des Geistes und des Herzens, und das richtige Gleichgewicht wird
Zeit und Erfahrung ihm schon geben. Der arme Junge ist nicht
glücklich. Er ist unzufrieden mit sich, und diese Stimmung wird
durch eine Art Hypochondrie noch vermehrt, die der Göttingische
Aufenthalt und zu vieles Studium in ihm hervorgebracht haben. Er
schreibt mir, daß er mehr als die Hälfte seiner alten Heiterkeit ver-
loren. Er setzt hinzu, er wüßte wohl ein Mittel, sie wieder zu er-
halten, einmal uns zusammen zu sehen und mit uns zu leben. Lieb
ihn ja recht, meine Lina. Er ist Deinem Wilhelm so unendlich wert.
Und Du kennst ihn noch nicht genug. Sehr selten wirst Du diesen
schnellen und scharfen Blick, diese rastlose Tätigkeit, diese für sein
Alter in der Tat erstaunenswürdige Gelehrsamkeit und dann diese
Güte des Herzens, diese Aufopferung aller eigenen Rücksichten
wiederfinden.
Mamas Brief ist natürlich Kunths Werk. Indes bin ich da-
mit zufrieden. Die Fortsetzung der Korrespondenz ist, denk ich, da

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