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[ Band 1 Brief 37: Humboldt an Caroline [Berlin], 30. März 1790 ]
man dreimal examiniert sein. Einmal bin ich’s nun, das zweitemal werd ich’s im Sommer; vor dem drittenmal muß man Probe- arbeiten machen. Diese können sehr leicht ein Jahr dauern, und wo man sie anfängt, muß man sie endigen. Finge ich sie also hier im Herbst 90 an, und eher ging’s nicht, so könnte es sein, daß ich erst im Herbst 91 fertig wäre. Dann würde es schon wegen Deines Vaters, und weil nichts in Magdeburg oder Halberstadt eingerichtet wäre, unmöglich sein, sich denselben Winter zu verheiraten; es bliebe also bis zum Sommer 92, und das wäre immer zu lang. Gehe ich hingegen diesen Herbst nach M[agdeburg] oder H[alberstadt], so mag es mit den Probearbeiten geschwind oder langsam gehen, so können wir uns im Sommer 91 verbinden, und ich muß zwar dann noch zum Examen wieder hierher kommen. Allein das ist nur auf drei oder vier Wochen. Was den Titel betrifft, so wäre ein Regierungsrats- titel vor dem dritten Examen wohl nicht möglich, Legationsrat wohl, allenfalls auch Kammerherr, doch das möcht ich nicht. Aber im Sommer 92 bin ich, wenn mich nicht alles trügt, durch die Examen, und Assessor, und dann, dächt ich, wäre ein Regierungs- ratstitel wohl zu erlangen. Was den Ort betrifft, so weiß ich in der Tat nicht genau, ob das der Dienstverhältnisse wegen in Halberstadt angeht. Wenn das aber nur ist, so sollst Du gewiß nie an einem andern Ort leben, als an dem Du willst. Und auch mir wäre H[alberstadt] lieber, eine schönere Gegend, weniger Menschen, mit denen man leben muß, und Göckingk *), also doch ein interessanter Mann, näher. Wie sich nun aber Mainz mit diesen Plänen ver- trägt? Freilich weniger gut. Denn wenn ich im Herbst schon Berlin verlasse, so hab ich nur wenige Monate Gelegenheit, bei diesem Departement zu arbeiten und mit Herzberg **) bekannt zu werden. ——— *) Der Dichter Leopold v. Göckingk, geb. 1748, † 1828. **) Preußischer Minister der auswärtigen Angelegenheiten. 114