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[   Band 1 Brief 22:    Humboldt an Caroline    [Berlin], den 29. Januar 1790   ]


verschlingen, verweben. Bei Carl hatte die Individualität, seine
oder die seines Weibes — und beides ist gleich kränkend — oft
sich nach der Verbindung schmiegen müssen.
Den Reiz unsres Beisammenlebens denk ich mir immer darin,
daß wir fortexistieren, fortwirken wie jetzt, aber daß, was wir
durch einander genießen, die schönste Blüte unsres Lebens ist und
der fruchtbarste Keim zu jeder neuen schönen Frucht! O! möge
diese Hoffnung auch Dich nie verlassen, und möge die segenvollste
Erfüllung sie krönen! Lebe wohl, meine, meine einzige Lina!


23. Humboldt an Caroline                  [Berlin],  6. Februar 1790

Für jetzt vermeid ich, soviel ich kann, alle Gesellschaft, weil
gerade die uninteressanteste, die ich nicht vermeiden kann,
mir alle Zeit raubt. Ich bin am Hofe präsentiert, das
kannst Du Papan sagen. In drei Wochen höchstens denke ich an-
gestellt zu sein. Dann kann ich erst eigentlich daran denken, meine
Lage mir so zu machen, wie sie am erträglichsten ist. Im Hause
ist’s wie immer. Langweilig zum Tode, sonst mit mir gut. Mama
hat Liebe und Achtung für mich, spricht nie von mütterlichen Ver-
hältnissen, sondern immer nur von Freundschaft, bekümmert sich um
nichts, was ich tue, fragt nicht einmal. Ich hoffe immer mehr, die
Korrespondenz mit Papa wird leicht einzuleiten sein. Indessen —
Du hast schon recht — wer kann so einem Kopf nachrechnen.
. . . . Der Oberforstmeister Schönfeldt — Du kennst ihn ja,
oder doch Caroline — sagte mir neulich: »Wissen Sie wohl,
Fräulein Lengefeld tut eine empfindsame Heirat. Es ist ein Jenai-
scher Professor. Er macht Verse und ist Alchymist.« Wünsche doch
Lotte viel Glück zu dem Gold, das er machen wird. Mein Johann

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