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[ Band 1 Brief 13: Humboldt an Caroline Göttingen, 22. Mai 1789 ]
bindung im strengsten Verstande ihr unlieb sein muß, daß sie ihr auf der andern Seite wenig oder, laß uns aufrichtig sprechen, nichts geben kann, als die Hoffnung, durch eben diese Verbindung einmal wieder einen Freund wie Carl, eine Vertraute wie Brendel und Jette zu bekommen, eine Hoffnung, die doch, wie schön sie ist, auch manches, vorzüglich in ihrer Lage, gegen sich hat. Nimm nun uns übrige. Gewinnen wir durch die Verbindung? Was könnten wir durch einen Namen gewinnen? Und ist’s mehr als Name? Nie, nie werde ich’s zugeben, daß das Gefühl, was mich für Euch alle durchglüht, Werk der Verbindung sei. O! das ist Gottes Werk, ewig wie das unendliche Wesen, das es mir gab, und erhaben wie er über jedes irdische Schicksal. Und können wir denn nicht auch ohne Verbindung früher zu Fremden Vertrauen gewinnen, ihnen früher unsre Liebe schenken? Sage, wenn C[arl] Dir gesagt hätte: »Wilhelm ist Deiner Liebe nicht unwert, wenigstens ist er nie fähig, sie zu mißbrauchen, und er wird glücklich durch sie, mache ihn glücklich, Glückliche zu schaffen ist Himmelswonne, Wonne, wie sie Deine reine Seele zu schmecken verdient!« O! Li, sage mir, würdest Du mich weniger vertraulich in Deiner Laube empfangen, würde Deine Seele weniger, auch in den ersten Augenblicken, an mir gehangen haben als nun, da er mich Dir als einen Bruder verkündete? Vielleicht hätte nicht gleich Dein Kuß mich beseligt, Dein vertrauliches »Du« mich empfangen, aber wäre mir beides weniger süß gewesen, wenn Du es mir, als wenn Du’s dem Bruder gegeben hättest? Und anfangs gabst Du es doch nur dem Bruder, konntest es nur. Was kann aber die Verbindung schaden, wenn sie nur Name ist? Ach selten schaden uns die Dinge durch das, was sie sind, meist durch das, was sie heißen. Siehe, Lina, die Verbindung soll ein gewisses allgemeines Ver- hältnis zwischen uns festsetzen; es müssen also gewisse Regeln be- stimmt werden, oder — wenn Du auch das nicht zugibst, man 44