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[   Band 1 Brief 12:    Caroline an Humboldt     [Erfurt], Donnerstag, den 9. April 1789   ]


daß man nicht genötigt sein solle, die Ursachen anzugeben, warum
man diesen oder jenen nicht aufnehmen will. Ich habe es aber
nachher besser bedacht und gefunden, daß Du vollkommen recht
hast. Die Verbündeten müssen durch die innige Kenntnis ihres
Charakters und ihr gegenseitiges unbegrenztes Zutrauen gegen
einander versichert sein, daß der, der die Aufnahme verweigert,
triftige Gründe haben muß, wenn er sie gleich ihrem Urteil nicht
unterwirft. Der Zwang, diese Ursachen mitzuteilen, wäre mit
völliger Freiheit, an der uns so viel liegt, nicht kompatibel und
könnte in andre Pflichten greifen, die uns darum nicht weniger
heilig sein dürfen, wenn sie auch mit der Verbindung in gar keinem
Zusammenhange stehen.
Du weißt noch nichts von unsern Sommerprojekten, aber Du
teilst unsre Freude darüber in dem Augenblick, wo Du sie erfährst.
Denk, daß ich mit Lina einige Wochen in Lauchstädt sein werde.
Ich habe die Einwilligung meines Vaters, und welche Hoffnungen
mein Herz auf diese glücklichen Tage setzt, brauch ich Dir nicht zu
sagen. Ich hoffe, Du richtest Dich so ein und kommst auch,
wenigstens auf acht Tage, zu uns. Es würde uns vieles verloren
gehen, wenn Du fehltest. Du hattest mir acht Tage in Burgörner
zugedacht. Gib sie uns dort. Nicht wahr, mein Wilhelm, Du tust
es? Schreib mir bald, es liegt so unendlich viel für mich und uns
alle in dieser Antwort. Kopp grüßt zu wiederholten Malen. Er
bleibt dabei, Du seiest fein wie Postpapier. Ich weiß gar nicht,
wie der Mensch zu der Bemerkung kommt. Adieu. Schreib bald.
Der Brief ist konfus. Vergib es meinem Kopf, der ein bißchen
viel gelitten hat. Du fühlst, wie ich Dich liebe. Mit dieser un-
endlichen Liebe schließe ich Dich in Gedanken an mein Herz —
ach, wann werd ich es selbst tun?

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