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[ Band 1: Einleitung ]
Mainzischer Kammerherr und Regierungsrat lebte er bei seinem Vater in Erfurt, bis er als Domherr von Naumburg sich in Zeitz niederließ. Dort heiratete er 1798 ein Fräulein v. Carlsburg und starb 1806 kinderlos. Als Becker das Dacherödensche Haus verließ, um 1782 einem Ruf an das Philanthropin in Dessau zu folgen, fühlte sich Caroline wiederum innerlich vereinsamt, und auch in der Erfurter Gesellschaft, in die sie nun bald eingeführt wurde, fand sie, obwohl heiß geliebt und viel umworben, wenig für Geist und Herz. Leider gibt es aus der Zeit ihrer Jugend kein Bild, nur die Äußerungen ihrer Zeit- genossen malen sie uns als »ein unvergleichliches Geschöpf«*), eine »idealische Erscheinung«, deren Seele gleichsam den zarten Körper durchleuchtete und den edlen Zügen ihres Antlitzes, den tiefblauen Augen eine durchgeistigte Schönheit verlieh. Mochte auch die Erfurter Gesellschaft nur wenig Anregung gewähren, so stand doch an ihrer Spitze ein Mann, der aufs eifrigste allem nachstrebte, was ihm groß und schön, bildend und fördernd erschien, und daher mit dem deutschen Geistesleben, das Weimar und Gotha erfüllte, in der engsten Beziehung stand. Es war Carl Freiherr v. Dalberg, der seit seinem achtund- zwanzigsten Jahre (1772) als Statthalter des Kurfürsten von Mainz und seit 1787 als Koadjutor in Erfurt residierte. Seit langem hatte er im Dacherödenschen Hause freundschaftlich verkehrt und auch auf Caroline von ihrer Kindheit an eine tiefe Wirkung ausgeübt. Es ist nicht leicht, sich von diesem Manne ein richtiges Bild zu machen. Die Nachwelt hat ihm das härteste Urteil gesprochen, denn was ihr von ihm blieb, war politisch verwerflich, schrift- stellerisch unbedeutend, aber die Mitwelt sehen wir hingerissen von dem Zauber seiner Persönlichkeit. ——— *) Aus einem Brief Schillers vom Januar 1790. XV