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[   Band 7   Caroline an Gabriele   ]


Er wird zu zwei Monaten Festung verurteilt, und das Mutterherz bricht
in die Klage aus: »Wenn doch Gott Erbarmen mit der Angst meines
Herzens und meinen Tränen haben wollte und einen Samen besserer Ent-
schlüsse in ihm wollte aufgehen lassen! Von ihm kommt ja alles Gute.«
Der Mai wird wieder in Tegel zugebracht, und Anfang Juni geht es
nach Ottmachau, wo sich der Familienkreis mit Ausnahme des Bülowschen
Paares wieder vollzählig schließt und heitere Wochen verstreichen.
Die Mutter schreibt darüber an Gabriele:

»Ottmachau hat mir mehr wie je gefallen. Mit der Gegend
bin ich vertrauter geworden und sie ist mir ordentlich ins Herz
gewachsen. Selbst mit dem alten wüsten Schloß habe ich mich aus-
gesöhnt. Hedemanns und Mathilde wohnten drin, und wenn erst
liebe Menschen drin wohnen, so bekommt das Gemäuer selbst,
was einem bis dahin wüst und öde vorkam, ein wirtlicheres, freund-
licheres Ansehn. Adelheid hat recht gehabt, Dir zu schreiben, es
wäre zum Umbringen amüsant gewesen in Ottmachau. Der Vater
war von einer Heiterkeit und sprudelndem Witz, wie ich ihn je
gesehn habe, Adelheid in ihrer gewohnten Heiterkeit, Hedemann
außerordentlich aufgelegt und in seiner neckenden Manier, die Du
kennst, aber ohne irgendeinen verletzenden Stachel. Mathilde fein
und witzig, Caroline sehr heiter, und ich habe auch mein Mög-
lichstes getan, nicht zurückzubleiben. Oft mußten wir aber den
Vater bitten, aufzuhören, weil Mathilde vor Lachen gar nicht
mehr Atem schöpfen konnte. Ach, der 11. [Juli] hat das alles
auseinandergesprengt, und so heiter die Wochen waren, so traurig
war der Abschied. Mathilde abreisen zu sehn, so nahe ihrer Ent-
bindung, und niemand um sie, der ihr beisteht, und daß ich’s
nicht konnte, hat mich im tiefsten Herzen zerrissen. Auch sie
war sehr, sehr bewegt. Den 24. kommt Theodor zurück. Gott
lenke alles zum Besten!«

Und als am 23. Juli in Breslau ein Sohn geboren ist, schreibt sie:

»Ich kann nicht leugnen, daß diese Nachricht mir zum Teil

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