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[   Band 5 Brief 125:    Caroline an Humboldt     Karlsbad, 25. Juni 1816   ]


Ich bin heut, süßes, liebes Wesen, so angegriffen, daß ich
schließe. Die unerwartete Nachricht über Theodor hat mich sehr
erschüttert. Doch fürchte nichts, mir ist wohl.
Ewig Deine Li.


126. Humboldt an Caroline            Frankfurt, 25. Junius 1816

Hörst Du nichts von Goethe, und ob er nach Karlsbad
kommt? Der Großherzog von Weimar, *) der jetzt hier
war und in Wiesbaden das Bad braucht, meinte, er sei
noch nicht recht entschlossen gewesen. Du wirst wissen,
daß er seine Frau verloren hat. Die ersten Tage war er, wie
es aus seinem Briefe an Schlosser scheint, untröstlich, allein jetzt
schreibt er schon wieder sehr heiter. Man könnte das erste, und
bei dieser Person vielleicht gleich gut das letzte begreifen, allein
beides zusammen ist wunderbar, obgleich nicht ungewöhnlich.
Schlossers, die Goethes Lage genau kennen, meinen, daß er in
seinen Finanzen doch nie ohne Sorge ist. Er hat an festen Ein-
künften unglaublich wenig und muß nur immer schreiben und drucken
lassen. So mag sein letztes Buch **) entstanden sein, das ungeheuer
leer und seiner auf keine Weise würdig ist. Man hatte hier einen
Plan, und Stein interessierte sich sehr dafür, ihm ein Gut am
Rhein zu kaufen und zu schenken. Allein es ist natürlich, daß,
da man so etwas doch nicht in eine Bettelei ausarten lassen will,
nichts daraus wird.
Hermann hat mir aus Leipzig geschrieben. Er ist wirklich
bei Dir gewesen, hat Dich aber nicht zu Hause gefunden. Vom
Agamemnon ist noch wenig gedruckt, weil der Drucker andere

———
*) Karl August Großherzog von Sachsen Weimar, geb. 1757, † 1828.
**) Kunst und Altertum I, S. 1: Über Kunst und Altertum in den
Rhein- und Maingegenden.

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