< zurück      Inhalt      vor >                                          
[   Band 4 Brief 85:    Humboldt an Caroline    Frankfurt, 8. November 1813   ]


ist voller Dankbarkeit, wie Du aus ihren Briefen gesehen haben
wirst. Stein kommt morgen oder übermorgen, und so wird man
die Sache arrangieren können.
Ich danke Dir sehr für die Nachricht über Deine Einnahmen
und Ausgaben. Du bleibst Dir immer in der alten Genauigkeit
gleich. Ich bekomme hier vom König 300 Taler monatliche
Zulage, unser Gehalt 1150, mehr als 450 Taler brauche ich nicht
leicht im Monat, wenn mich nicht Theodor, von dem ich noch
immer nichts weiß, viel kostet, also siehst Du, reichen wir im Grunde
mit dem aus, was ich verdiene. Dies aber ist auch nötig. Denn
die eigenen Einkünfte sind sparsam, und auf die Güter können
wir leicht in diesem Jahre zugeben müssen, um die Zinsen der
Schulden zu bezahlen. Mit Grapengießer **) starben uns auch
600 Taler hin, die ich ihm 1802 lieh. Es wird ihm ein Monument
gesetzt, wozu seine Freunde zusammenschießen. Kunth hat für
meinen Bruder und mich für jeden mit zwei Friedrichsdor unter-
schrieben, was ich auch recht sehr billige, ob es gleich nach Art
eines alten Hofmeisters sehr eigenmächtig ist. Überhaupt mache
ich oft die Bemerkung, daß wenig Leute sich so geduldig bis in
ihr graues Alter hin hofmeistern lassen, als ich und Alexander.
Lebe wohl, liebe, teure Seele. Ewig Dein H.


86. Humboldt an Caroline             Frankfurt, 12. November 1813

Blücher ist mit unglaublichem Enthusiasmus in der dortigen
[Marburger] Gegend aufgenommen worden. Bei seinem
Essen haben immer eine Menge Zuschauer aller Stände
sich zugedrängt. Er hat sich bei dieser Gelegenheit durch viele

———
*) Berliner Arzt. † 1813.

                                                                       168