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[   Band 4 Brief 56:    Humboldt an Caroline    Teplitz, 8. September 1813   ]


der preußische Name noch lieb und teuer ist. Ich kann mir denken,
wie Hedemann *) jetzt gestimmt sein muß. . . .
Ich habe heute bei dem König gegessen, wo außer den
Offizieren auch der Kronprinz und Ancillon waren. Der Kron-
prinz spricht immer, auch in der Kampagne, von Rom und ist von
einer wahrhaft liebenswürdigen Lebhaftigkeit. Der König war
sehr gnädig und hat sich auch nach Theodor erkundigt. Theodor
ist jetzt in der Gegend von Nollendorf. . . .


57. Humboldt an Caroline           [Teplitz], 9. September 1813

Eine sehr traurige Nachricht hat heute Gentz von Prag
geschrieben, die aber noch nicht gewiß scheint. Körner
soll bei einem Gefecht unter Wallmoden geblieben sein.
Wenn es sich bestätigt, begreife ich nicht, was aus der armen
Mutter werden wird. Auch ein Hardenberg soll mit ihm gefallen sein,
ich weiß nicht welcher. Für ihn wäre es eine schöne Auflösung
seines Schicksals. Tod im tapferen und gerechten Streit zerreißt
auf die beneidenswürdigste Weise alle Knoten des Lebens, die
sonst oft schwer und mühsam zu lösen sind. Aber die Eltern
würden mich unendlich schmerzen. Ich sehe mit Angst den nächsten
offiziellen Berichten entgegen.
Caroline **) schreibt mir heute mit Bestimmtheit, daß sie nach
Wien geht, wenn ihr Sohn zur italienischen Armee kommt. Das
letzte ist entschieden, also zweifle ich nicht mehr am ersten. Es
freut mich sehr für Dich, und sie selbst wünscht unendlich wieder
eine Zeitlang mit Dir zu leben.

———
*) Vgl. S. 85.
**) v. Wolzogen.

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