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[   Band 4 Brief 41:    Caroline an Humboldt     Wien, 1. August 1813   ]


41. Caroline an Humboldt                  Wien, 1. August 1813
 
Das, was Du erwähnst, was in Neumarkt vorgefallen,
hat mich wegen der bewiesenen Festigkeit ungemein gefreut.
Was mag wohl die Ursache der Zusammenkunft in Mainz *)
sein? Ich vermute beinah, daß dies eine Einleitung zu einer senti-
mentalen Farce sein soll. Die Nachrichten aus Dresden sagen
uns hier, daß die Englisch-Spanische Armee in Pau und in dem
ganzen Departement eingerückt sei.
Ich sage nichts über mein Inneres, und wie mir jede Stunde
so verhängnisvoll vorkommt, die dahin geht. . . .
Über alles, was mein Brief durch Hardenberg enthalten
hat, lasse ich mich nicht weiter aus. Ich habe das Gesagte
weder aus Lust nach Neuerung, noch aus Eigenliebe gesagt, das
weißt Du. Ich werde überall glücklich sein, wo ich mit Dir bin.
Aber aus reinem Interesse für das Gute wünsche ich, daß in dem
Lande, zu dem Du gehörst, ein Denkmal Deiner Gesinnung, Deines
Herzens und Verstandes bleibe. Ein edler Mann, recht auf seinem
Platze, bildet in kurzem einen Kreis von ähnlichen Menschen um
sich, und im flüchtigen Leben ist das das einzig Bleibende, was
andre belebt und befruchtet hat, daß sie mit lebendiger Tätigkeit
es weiter pflanzen.
Nach einigen Jahren gehen wir dann in die Schatten der
Bäume, die wir selbst über der Hülle der Liebsten gepflanzt haben,
und die uns beschatten werden nach den heißen Tagen des Lebens. —
Das alles wird sich künftig entwirren. Allein wissen muß man
doch, daß nach diesem Kriege die wichtigste Periode für das Land
anhebt, von dem die Rede ist. . . .

———
*) Zwischen Napoleon und Marie Louise.

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