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[   Band 4 Brief 40:    Humboldt an Caroline    Prag, 25. Julius 1813   ]


Abschriften genommen habe, und die sehr gut sind. Das alles ist
mir zugekommen durch die Schlabrendorff, die auf einmal von Paris
hier erschienen ist. Sie ist noch immer wie ein dreimal gewaffneter
Dragoner, und ich habe ihr ernstlich geraten, aufzusitzen und in
den Krieg zu ziehen. Sie ist nicht einen Augenblick verändert,
denn daß sie etwas älter und magerer ist, fällt einem nicht auf,
da sie einem gleich sagt, daß sie jetzt gar kein Geschlecht mehr habe.
Sie hat in Paris bei Fould ihre Schuld flott gemacht und kommt
mit 7000 Frank beladen zurück. Von Alexander erzählt sie sehr
komisch. Er ist gar nicht zu ihr gekommen. Endlich hat er sie
am Tage von ihrer Abreise besucht, und sie weiß sehr gut nach-
zumachen, mit welchen Gestikulationen er ihr gesagt hat, daß er
nicht gekommen sei, weil er gefürchtet habe, bei ihr für einen
Landesverräter zu gelten, hierauf hat er auf Paris und die Fran-
zosen geschimpft, von seiner Armut gesprochen und sich so weislich
zurückgezogen. Die kleine Levi hat sich gleich zur Schlabrendorffen
gesellt, und ich habe sie dort gesehen. Sie ist ziemlich unverändert.
Sie soll Dir, wie sie der Schlabrendorff versichert hat, heute
schreiben, um Dir einen Menschen zu empfehlen. Sie hat mich
sehr agaciert, allein was soll man mit der Judenmamsell? Gentz
versichert zwar noch immer, sie sei die geistreichste Frau auf Erden.
Man muß auch des Geistes entbehren können. Ich bleibe also
unerbittlich.
Lebe herzlich wohl, und umarme alle Kinder.
Ewig Dein      H.

Die Ankündigung der Unterhandlungen in Prag in der »Berliner
Zeitung« ist wörtlich die meinige. Nur das vom Waffenstillstand
ist später hinzugefügt.

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