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derselbe. Man denkt wohl, daß ein Mensch, den man liebt, sterben wird, sterben muß, aber wie es eigentlich sein wird, wenn er nun wirklich tot ist, fühlt man, so lange er lebt, niemals. Es ist Dir, liebe Caroline, gewiß auch so bei dem Tode der guten Mutter ge- wesen, die wir nun vor unsern Augen so langsam hinsterben sahen. Allein auf Motz’ Wegscheiden war ich gar nicht vorbereitet. Von der Unpäßlichkeit, von der mir August schrieb, hielt ich ihn längst geheilt. Es ist ein großer und wahrer Verlust auch für mich und uns alle. Dabei tut mir die arme Frau sehr leid. Es hatten wenige Menschen eine so wahre und unveränderliche Freund- schaft für mich und die selige Mutter, als er seit seiner ersten Be- kanntschaft mit uns. Wir verdanken ihm wirklich viel. Ich werde an die Motz und an Laroche schreiben. An den und an die Frau kann ich nicht ohne die innigste Betrübnis denken. Sie lebten und webten in ihren Kindern und vorzüglich in der Tochter. Vorigen Posttag habe ich Euer aller liebe Briefe bekommen, die mich sehr glücklich gemacht haben. Auch Mathilde, Bülow und Gabriele hatten mir geschrieben. Ich danke Euch innig für Eure Wünsche zu meinem Geburtstag. Ihr wißt, wie heiter und froh — so sehr als beides mir jetzt noch möglich ist — ich immer mit Euch bin. Desto mehr tun mir die zwei Monate leid, die ich so von diesem schöneren Leben verliere. Aber meine Abwesenheit nähert sich ja ihrem Ende. Ein Dritteil des Julius ist vorüber, und in den ersten Tagen des August bin ich gewiß wieder bei Dir, beste Caroline. Daß Du nicht dies Jahr mit hierhergegangen bist, dafür danke ich dem Himmel. Es gehört meine Vorliebe für den Ort und meine Gleichgültigkeit gegen die äußeren Dinge dazu, um es auszuhalten. Ich habe bis jetzt kaum zwei schöne Sommertage gehabt. Immer sonnenlos, bewölkter Himmel, Regen, Wind, bisweilen Kälte, z. B. 4°. Ich gehe fast nie ohne Regen- schirm aus, und einen oder zwei Tage habe ich ganz zu Haus 353