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[   Band 7 Brief 157:    Humboldt an Caroline    Weimar, 25. Dezember 1826   ]


unseres Lebens im »Elefanten« erinnert und darüber gescherzt.
Ja, es waren schöne Tage, und ich habe noch heute im Vorüber-
gehen die Fenster des »Elefanten« darauf angesehn.
Beide, Großherzog und Großherzogin, sind wohl, aber ich
fand doch gestern abend den Großherzog stiller als gewöhnlich.
Die Jahre mögen ihn doch angreifen. Prinz Karl war ungemein
freundlich und gütig und scheint sehr vergnügt zu sein. Es heißt,
daß er Donnerstag abgehn wird. Ich will am Neujahrstag nach
Rudolstadt gehen, allein vielleicht werde ich ein paar Tage länger
hier gehalten. Goethe hat mich schon sehr gebeten. Er sagt: »Man
kommt so jung nicht wieder zusammen,« was für unser beiderseitiges
Alter ein eigener Ausdruck ist.
Alexander ist wie ein wahres Meteor hier durchgekommen.
Es ist noch alles voll von ihm.
In einer halben Stunde begebe ich mich, zur Tafel an Hof.
Dann bin ich zur Verlobung eingeladen, bei der nur äußerst
wenige sein werden, und nachher ist Gratulationscour und Konzert
im großen Saal. Morgen ist ein Ball bei der Großfürstin.
Soeben komme ich von Hof und muß in einer Viertelstunde
wieder hingehen. Ich finde hier Deinen schönen und lieben Brief
vom 23., für den ich Dir unendlich danke. Jordan will diesen
Brief noch heut abend durch einen Kavalier besorgen, der als
Kurier von hier nach Berlin geht. Ich muß also schließen.


158. Humboldt an Caroline                  Weimar, 26. Dezember 1826

Dein ausführlicher Brief vom 23., teures Herz, hat mir un-
endliche Freude gemacht, und besonders die schönen Verse,
für deren Mitteilung ich Dir nicht genug danken kann.
Sie haben mich noch unendlich tief ergriffen und gerührt, da mir

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