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[ Band 7 Brief 17: Humboldt an Caroline Tegel, 23. Junius 1820 ]
so daß ich nun nicht mehr sehr auf den Schloßbau denke. Wir werden nie dauernd in Ottmachau wohnen, und es wäre also nicht ratsam, ein zu bedeutendes Kapital darauf zu verwenden. Diese wirklich sehr schnell ergangene Kabinettsorder entscheidet nun auch für meine Reise. Doch muß ich erst abwarten, daß sie mir offiziell mitgeteilt wird, und daß ich mich mit dem Finanz- ministerium arrangiere. Darüber können leider noch Wochen ver- gehen, und so, süße Seele, bin ich nicht gewiß, ob ich Dich werde in Burgörner empfangen können. Ich muß doch aber diese Sache nun in Ordnung bringen, und es ist nicht zu leugnen, daß vier zeitraubende und verwickelte Sachen abgemacht werden müssen: Die neue Ausarbeitung des Dotationsplanes beim Finanzministerium, von der das Ende der Kabinettsorder spricht, die Übergabe der Güter, der neue Pachtkontrakt, und endlich die Einleitung der vor- zunehmenden Bauten. Ehe dies nicht alles abgemacht ist, kann ich Schlesien nicht verlassen, und meine Abreise hängt noch von dem Finanzministerium ab. Da diese Kabinettsorder doch mehr oder weniger bekannt werden wird, so wird es nicht fehlen, daß man nicht von neuem davon sprechen wird, daß ich in den Dienst zurückträte. Radziwill *) hat schon neulich Kunth gesagt, die Unterbrechung meiner Dienst- aktivität würde gewiß nur sehr kurz sein. Da ich bisher in diesem Hause nie solche Äußerung gehört habe, so schließe ich beinah daraus, daß die jetzige schon auf neuen Gerüchten beruht. Ich werde mich ja aber wohl mit Klugheit und Glück durchwinden. Daß mich mein Glück bis jetzt nicht verlassen hat, beweist ja auch der Ausgang der Dotationssache, für die um Neujahr wirklich die Aussichten nicht glänzend schienen. Übrigens ist kein Zweifel, daß ich das Gelingen allein Rother verdanke, der in der Art und der Schnellig- ——— *) Anton Fürst Radziwill, geb. 1775, † 1833, Gemahl der Prinzessin Luise von Preußen. 35