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[   Band 6 Brief 169:    Humboldt an Caroline    Frankfurt, 22. Januar 1819   ]


züglich die, daß ich eben mit dem Hiesigen zusammen kam, ehe ich
eintrete, wenn ich eintrete. Darum ist mir auch ein längerer Aufent-
halt hier weniger zuwider. Ich habe sehr schöne Aufsätze von ihm,
die ich abgeschrieben mitnehme und die Du einmal sehen mußt.
Ich leugne es gar nicht, daß ich seinen Ideen viel schuldig bin;
ich habe immer dahin gestrebt, fremden Ideen einen fruchtbaren Platz
unter den meinigen zu erhalten. Grüße Nibbio sehr von mir und
sage ihm diese letzten Worte vorzüglich, damit er mir schreibt.
Stein grüßt und schreibt.
Nun lebe wohl, teures, geliebtes Wesen. Ich komme also
vermutlich nicht nach Rom. Es ist mir ein wahrer Schmerz. Es
schmerzt mich unendlich, Dich gerade jetzt zu entbehren. Ich war
gestern abend wirklich in einer sehr unruhigen und wehmütigen
Stimmung und hätte ein Jahr meines Lebens hingegeben, Dich
sprechen zu können. Ich ging so zu Bett. Die Sehnsucht, das
tiefe Bedürfnis, über diese Sache mit Dir zu reden, sind mir geblieben.
Allein die Unruhe und die Trübheit, die von jener Sache, ihren
Schwierigkeiten, ihren Verwicklungen, der Art, wie sie mein Leben
in Anspruch nehmen wird, herkam, sind vorüber. Ich bin einmal
so innerlich gebildet, daß sie nicht an mir haften. Ich bin heiter
und zuversichtlich, nicht für den Erfolg, aber für meinen Gang.
Noch einmal ein herzliches Lebewohl.


170. Humboldt an Caroline                    Frankfurt, 25. Januar 1819

Da die Schritte, die ich jetzt tue, so sehr entscheidend sind,
liebe Li, so möchte ich Dich so genau wie möglich damit bekannt
machen. Ich schreibe Dir also meine Antworten wört-
lich ab.

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