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[ Band 6 Brief 147: Humboldt an Caroline Aachen, 17. November 1818 ]
Ob dieser zugleich Minister des Inneren bleibt, ist weniger gewiß, ich glaube es aber. Daß der erste diesen Entschluß nimmt, muß Dich nicht zu sehr wundern. Den Einfluß behält er durch seine übrige Stellung, er gibt also nichts als das Geschäft ab. Man behauptet, und Leute, die es wissen können, er habe Besorgnisse, wie die Dinge werden, und wie es ihm dann ergehen könne, und die Gewißheit, daß ich nun doch nach Berlin komme, habe ihn jetzt bestimmt. Ist dieser panische Schrecken nicht höchst lächerlich? Hier geht alles zum Ende. Der Kaiser von Rußland ist gestern abgereist. Seine Abneigung gegen mich hat er auch hier bewiesen. Wie ich herkam, hatte ich um eine Audienz bei beiden Kaisern gebeten. Beim österreichischen habe ich sie gleich am fol- genden Tage erhalten, der Fürst Wolkonsky, der diese Dinge beim russischen besorgt, hat mir am folgenden Tage geantwortet, er habe es dem Kaiser gesagt und werde mir schreiben, wenn er mich sehen wolle. Es ist aber nie geschehen. Mit Richelieu bin ich auch beim gegenseitigen Kartenabgeben geblieben. Bei Metternich habe ich gegessen, und er tut, als sei er auf dem alten Fuß. Innerlich wissen wir, wie es ist, und er hat eigentlich noch mehr als die anderen zu meiner Entfernung in verschiedenen Zeiten sogar bei- getragen. Ich bleibe vermutlich bis zum 26. hier und gehe dann, was ungefähr acht Tage dauern wird, nach Frankfurt. In Frankfurt kann es in vier Wochen beendigt sein, aber es ist sehr möglich, daß es auch länger dauert, wogegen ich vielleicht nichts machen kann. Ich muß dies erst an Ort und Stelle beurteilen. Du erwähnst Alexanders Sprechen mit dem König. Treu ist er darin im höchsten Grade und geschickt auch, und ich bin über- zeugt, daß er durch beides sehr gut im ganzen gewirkt und all- gemein gestimmt hat. Er ist übrigens ganz in der alten Vertrau- 379