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[ Band 6 Brief 146: Humboldt an Caroline Aachen, 13. November 1818 ]
das ist mir sehr zweifelhaft. Ich würde mich sehr ungern dazu verstehen, ein Ministerium anzunehmen, dessen Geschäfte mir eigent- lich fremd sind, und in dem also notwendigerweise ich selbst es eine Zeitlang bleiben muß. Allein ich weiß doch nicht, ob, wenn die Person, gegen die ich mich mit Recht erkläre *), herausträte, und (denn freilich gehört auch das dazu) das Ministerium selbst in eine bessere Lage gegen den Staatskanzler käme, ich mich weigern könnte, es anzunehmen, da ich eine absolute Unfä- higkeit dazu nicht vorschützen kann und ich mir selbst gestehen muß, daß ich mich mit einiger Mühe und Arbeit allerdings darin finden werde und auf jeden Fall gemacht bin, die Stelle besser auszufüllen als ein anderer. Bernstorff hat hierüber sogar schon mit Eichhorn gesprochen; der Staatskanzler hat mir zwar neulich gesagt, er wolle sich zu allem, nur nicht zu Personalver- änderungen verstehen, da er in einem Alter sei, wo er niemandem weh tun wolle. Allein man merkt ihm doch an, daß ihm die Dinge im Kopf herumgehen, und zu einer Veränderung kommt es, wenn mich nicht alles täuscht, in diesem Winter doch. Entscheidend gut war es immer, daß ich hierher kam und machte, daß ich bleibe. Du kannst nicht glauben, wie ich alles in Bewegung gesetzt habe, ohne selbst kaum zu sprechen, bloß durch meine Gegenwart. Es ist ordentlich lächerlich, daß ein einzelner Mensch so viel Sensation erregen kann. Gegen mich hat sich der Staatskanzler eine entsetzliche Blöße gegeben. Du erinnerst Dich, daß er mir nach London schrieb, er habe einen Plan, der alle meine Wünsche befriedige, über den er aber nur mit mir selbst reden könne. Du weißt auch, daß dies der Plan mit dem Präsidieren im Staatsrat war. Als er mit mir hier das erstemal ausführlich sprach, vergaß ich, ihn darauf zu bringen, da ich schon wußte, daß er den Plan aufgegeben hatte. Er sagte ——— *) Minister Graf Bülow. 377