< zurück Inhalt vor >
[ Band 6 Brief 116: Humboldt an Caroline London, 28. August 1818 ]
türlich nach der Art richten, wie man mir schreibt. Ich werde gewiß sagen, was nötig ist, aber mich hüten, auch nur ein einziges Wort weiterzugehen. Ich habe jetzt immer zu fürchten, daß man denkt und sagt, daß ich im Ärger, meinen Plan nicht durchgesetzt zu haben, rede und andere angreife. Die Menschen werden viel mehr durch die Erfahrung der Zeit als durch Worte belehrt, und das wird auch hier selbst bei dem Ersten der Fall sein. Komme ich, wie ich immer für möglich gehalten habe und jetzt fest glaube, in völlige Freiheit, so werde ich mich von vielen Seiten sehr glücklich fühlen, allein vorzüglich von einer. Ich kann dann ganz und ausschließend für Dich leben, kein Geschäft und keine Pflicht trennen oder hindern mich dann mehr, ich kann sein, wo Du willst, brauche keine andere Sorge zu hegen, als Deine Gesundheit, Deine Heiter- keit, Dein frohes und glückliches Dasein. Mein Leben schließt sich wie es begonnen hat, und da die Jahre nie fruchtlos an einem vorübergehen, so gelingt mir vielleicht jetzt noch besser, was ich immer gewollt, wonach ich mich immer gesehnt habe, aber worin ich doch auch oft noch mit mir selbst unzufrieden und über Deine unendliche Güte und Nachsicht tief gerührt war. Ja, teures, ge- liebtes Herz, ich leugne es nicht, ich gehe unserem einsameren und stilleren Leben mit einer Freudigkeit und einem Vertrauen, Dich glücklich zu machen, entgegen, die ich Dir kaum beschreiben kann. Ich weiß, daß Du es immer warst, da Du so gut und so liebend bist, aber wir mußten doch beide in den Jahren, seitdem wir Ber- lin verlassen haben, fühlen, daß uns die Umstände und unsere äußere Lage hinderten, so wie wir wollten, für einander zu leben. Sollten wir je noch einmal in Italien sein, wollen wir nicht versäumen, Assisi zu besuchen. Es muß höchst merkwürdig sein. Die wenigen Worte, die Deine beiden Briefe über die Malereien dort enthalten, deuten ihren Charakter, und wie Du sie aufgenommen hast, auf das Lebendigste an, und ich freue mich sehr, zu sehen, 285