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[ Band 6 Brief 116: Humboldt an Caroline London, 28. August 1818 ]
116. Humboldt an Caroline London, 28. August 1818 Gestern, liebe Li, ist Dein Brief von Assisi angekommen und hat mir auch durch die hübschen Worte, die Du über die Bilder sagst, überaus große Freude gemacht. Du bist ein einziges Kind, immer lebendig in Dir, immer mit dem Höchsten und Tiefsten beschäftigt, und was Du in Kunst und Natur siehst, Dir so aneignend, daß es zu etwas Schönerem wird, als es vorher war. Carolinens Wiederherstellung und daß Du wieder so viel Großes und Schönes gesehn hast, wird mich ewig mit Freude an Deine jetzige Reise und selbst mit Beruhigung an unsere Trennung die Zeit über denken lassen, wie schmerzlich sie uns beiden gewesen ist. Ich hätte Dir nichts bieten können, was Dir Ersatz gewesen wäre für das, was wir jetzt Italien schuldig sind, und es ist unbeschreiblich wehmütig süß, daß derselbe Boden, der zwei geliebte Kinder freundlich deckt, einem dritten, gleich innig geliebten, Leben und Gesundheit wiedergibt. Ich schloß meinen letzten Brief mit der Geschichte von Bern- storff, die ich für eine Fabel hielt. Ich muß heute diesen damit anfangen. Die Sache scheint doch nicht unwahr, nur ist wirklich von dem Bernstorff die Rede, der mit uns in Wien war und jetzt in Berlin ist. Gestern abend lese ich mit einem Male in einer hiesigen Zeitung unter dem Artikel Hamburg: »Es heißt, daß (nun bin ich genannt) Erlaubnis sich zurückzuziehen nachgesucht und erhalten hat. Der Graf Bernstorff, dänischer Gesandter in Berlin, wird, sagt man, in preußische Dienste gehen und Vizestaatskanzler und Minister der auswärtigen Angelegenheiten werden.« Nehme ich nun das mit demjenigen zusammen, was mir Alexander schrieb, so kann ich die Sache nicht so ganz wegwerfen. Wie käme ein Zeitungsschreiber auf ein so sonderbares, in sich selbst so unwahr- scheinliches Gerücht? Auch hat man jetzt die Zeitungen, wie ich 283