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[ Band 6 Brief 51: Humboldt an Caroline London, 17. Februar 1818 ]
Abschiedscour von Prinzeß Charlotte *) Altenstein vor mir weg- gefahren ist und ich fast der letzte geblieben bin, gleich gewußt zu haben, daß Altenstein eher als ich Minister in Berlin sein würde. Diese Ahndungsgabe ist eine der hauptsächlichsten poetischen Seiten in Bülow. Mit dem Minister für 1819 möchte er aber doch unrecht haben. Augusts haben einen ihrer ersten Besuche bei Bülow **) und seiner Frau gemacht und sind sehr artig empfangen worden. August fragt mich, ob ich nichts dawider habe. Ich werde ihm schreiben, daß es vielmehr gut ist, daß er keine Erbitterung zeigt. Man muß nicht bis ins dritte Glied hassen und verabscheuen. Aber ich selbst werde mit ihm (sie ist ganz unbedeutend) mich in kein Verhältnis je mehr einlassen. Von meinem Siege über Bülow soll man noch viel sprechen. Es war immer gut, einen großen Übermut zu demütigen und einen schon durch Leichtsinn gefährlichen Menschen zu entfernen, sonst aber hat dieser Sieg mir gewiß für mein eigenes Zurückkommen geschadet. Er hat gemacht, daß man mich fürchtet, man ist nicht gewohnt, daß einer mit Einfachheit das Schlechte schlecht nennt und es so tut, daß keine unberufenen Beschöniger dagegen aufkommen können. Man will immer ein halbes, alles Böse einwickelndes und bemäntelndes Benehmen, daß man sich die Hände wäscht, ohne sie naß zu machen, und wer nicht so leise und halb auftritt, wer noch dazu nur mit einiger Leichtigkeit reden kann, da die andern darin eine vorzügliche Ungeschicklichkeit besitzen, vor dem hütet man sich gern. Auch August sagt, daß die Besseren ohne Ausnahme meine Gegenwart in Berlin als notwendig ansehen. Stein hat Kunthen geschrieben, daß er einen Brief von Dir erhalten hat, der ihm sehr viel Freude gemacht hat. Kunth schreibt, ——— *) Älteste Tochter Friedrich Wilhelms III., geb. 1798, † 1860, verm. Juli 1817 mit Großfürst Nikolaus von Rußland. **) Beim Finanzminister in Berlin. 126