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[ Band 5 Brief 126: Humboldt an Caroline Frankfurt, 25. Junius 1816 ]
Dinge zu tun gehabt hat. Er ist einmal zur Langsamkeit im Er- scheinen verdammt. Für Welcker bin ich jetzt sehr tätig. Er hat unangenehme Auftritte mit der Regierung in Gießen gehabt. Die Lehrer haben mit dem bekannten Crome *), der sich sehr Napoleonisch ehemals be- wiesen hatte, nicht fortdienen wollen, und Welcker ist zufällig dazu gekommen, darum sich von einer öffentlichen Prüfung auszuschließen. Darüber hat ihm die Regierung einen sehr üblen Verweis gegeben. Im Grunde mag sie es wohl nur als einen Vorwand angesehen haben, da sie ihm sonst feind ist, weil er zu uns in Dienste geht und mit Solms in Verbindung steht, der die Bête noire in Darm- stadt ist. Solms und ich suchen nun zu machen, ihn gleich nach Cöln zu bringen, und ich hoffe, daß es gehen wird. Ich schreibe auch Nicolovius deshalb. Es ist mir immer wunderbar, wenn ein so ruhiger und wirklich so anspruchloser Mensch in solche Händel verwickelt wird. Schlossers erzählen mir, daß er überhaupt in Gießen nicht geliebt sein soll. Man soll sagen, er sei einmal zu viel in der Welt gewesen, um sich in Gießen zu gefallen. Das kommt aber gewiß nur daher, weil er einsam lebt und sich nicht in den ge- wöhnlichen Klatsch der Menschen mischt. 127. Caroline an Humboldt Karlsbad, 3. Juli 1816 Die Sache fängt an, hier sehr komisch zu werden, meine teure, liebe Seele, und das ganze Sein hier kommt einem vor wie Guckkasten, in dem immer neue und doch längst bekannte Gestalten eintreten. Nächst den Berliner ——— *) August Friedrich Wilhelm Crome, geb. 1753, † 1833, Professor der Statistik und Kameralwissenschaft in Gießen. 274