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[   Band 5 Brief 92:    Humboldt an Caroline    Frankfurt, 22. März 1816   ]


noch hier treffen mögest, damit nichts Fremdes und Zerstreuendes
zwischen diesem eingesponnenen Zustand und Deiner Ankunft sei.
Koreff schreibt ja der Cüstine Wunderdinge über eine Somnam-
bule in Berlin. Sage mir doch, wie sie heißt, und wer sie ist?
Sie soll ja auch in der Entfernung erscheinen und der Leute ihre Ge-
danken im Kopf kennen. Ich hätte eine wahre Furcht davor. Es
ist, als käme etwas aus der anderen Welt zu einem herüber, und
führte einen dann doch nur so weit, als es für gut fände. Hast Du sie
gesehen? Sage mir doch etwas darüber. Die Cüstine hätte die
größte Lust, nach Berlin zu reisen darum, es fehlt ihr nur am Gelde.
Ich bin jetzt auf einem sehr hübschen Fuß mit ihr. Ich genieße viel
mehr Freiheit und bin dennoch viel bei ihr, wohl regelmäßig drei
Abende die Woche, aber immer allein. Sie hat mich gestern mit
vieler Ängstlichkeit ausgefragt, ob sie Dir wohl gefallen würde?
Ich glaube es aber wirklich und sehe sie als eine Art Mittlerin an,
nicht für Dich, da Du das nicht brauchst, aber für die Kinder,
nach und nach von der deutschen Natur und Umgang zum Französischen
überzugehen. Mit ihr von Dir reden tue ich fast gar nicht, wie
kann man das? Und ich wollte fast wetten, daß sie glaubt, daß
wir auf ziemlich gleichgültigem Fuß miteinander wären.
Ich lege Dir einen Brief aus Rio Janeiro bei, es ist schon immer
hübsch, etwas in der Hand zu halten, das von jenseits des Ozeans kommt.
Lebe wohl, mein einzig teures Herz. Ewig Dein H.


93. Caroline an Humboldt                          Berlin, 23. März 1816

Letzthin habe ich den Staatskanzler bei Wolfart gesehen.
Er war ganz außerordentlich freundlich und lieb und
äußerte, er wünsche mich dieser Tage einmal allein zu
sehen und zu sprechen. Von meiner Seite wird keine Verhinderung

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