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[   Band 5 Brief 40:    Humboldt an Caroline    Paris, 4. Oktober 1815   ]


kommt aber doch zu Krusemarck *) nach Wien. Alexander läßt
einen Gegenartikel einrücken. Canova läßt einpacken. Die Wut
der Franzosen darüber kannst Du Dir nicht denken. Sie werfen
nun alle dem Papst vor, daß er Bonaparte gekrönt hat. Die
drei Mächte, denn Rußland ist immer dagegen gewesen, haben be-
schlossen, den Papst zu beschützen. Es sollte also von jeder wechselweis
Wache auf dem Museum sein. Der König hat es aber (unter
uns) schlechterdings nicht von seinen Truppen zugeben wollen.
Auch kann es nun nicht geschehen, doch geht das Wegnehmen
darum immer fort. Den Kanzler setzte dieser Befehl des Königs
in einige Verlegenheit.
Ich habe gestern vom König Abschied genommen. Er war
sehr freundlich.
Flemming **) wollte schlechterdings nach Brasilien gehen, wo
man jemand hinschicken will, einen Handelstraktat zu machen.
Allein der Kanzler und ich haben gefunden, daß es unvernünftig
wäre, jemanden, der gut ist, gleich übers Meer zu senden, und
auch nicht vorteilhaft für ihn. Er wird also vermutlich bei mir
fürs erste bleiben. Wagner hat mich auch gebeten, ihm auszu-
machen, daß er noch einige Monate hier bei mir sein kann, und
ich habe es getan. So bleibe ich unter Bekannten. Boisdeslandes
will zwar absolut nach Berlin, weil er alles Geld, das er hat, in
Meubles gesteckt hat, die nun, wie es scheint, ausschließend sein
Herz besitzen. Allein er wird auch noch einige Monate hier bleiben
müssen. Eigentlich zu ernähren brauche ich freilich nur Flemming.
Allein die andern gehen doch nie ganz leer aus, und so vermehrt

———
*) Friedr. Wilh. Ludwig v. Krusemarck, geb. 1767, † 1822, war 1810
Gesandter in Paris, 1813 und 1814 im Hauptquartier des Kronprinzen von
Schweden. 1815 Gesandter in Wien.
**) Graf Flemming, Neffe Hardenbergs, Legationssekretär bei Hum-
boldt, wurde 1816 Gesandter in Rio de Janeiro, dann in Lissabon und 1823
in Neapel.

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