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[   Band 5 Brief 22:    Humboldt an Caroline    Paris, 29. August 1815   ]


Gneisenau werde Minister der auswärtigen Angelegenheiten. In
hiesigen Zeitungen stand es auch. Ich weiß nicht, ob das ihn ver-
drossen hat, er hat sich aber seit mehr als drei Wochen ganz von
den Konferenzen zurückgezogen. Der Kanzler geht oft auch nicht
hin, und so bin ich sehr häufig allein darin. Es gehört nicht zu
den liebenswürdigen Geschäften, und wie wenig die andern mich
lieben, wirst Du einsehen, wenn ich Dir sage, daß Metternich
jetzt mein größester Freund ist. Aber ich habe gerade zu Konferenzen
mehr Talent, als zu anderen Dingen, und so weigere ich mich nicht,
das auf mich zu nehmen.
Lebe innigst wohl, mein einzig teures, inniggeliebtes Wesen.
Die Ba[gration] ist angekommen; als ich heute (!) in ihre
Stube trat, war der Ofen im Eßsaal geheizt, und alle Kamine
loderten.


23. Caroline an Humboldt               Berlin, 31. August 1815

Gestern habe ich denn den Kindern in Hinsicht auf unsern
Plan gesagt. Ich erwartete eine betroffene Stimmung
in Carolinen, allein es ging leidlich damit. Sie sagte
und zeigte zwar, daß es ihr sehr weh tue, einige Monate von mir
entfernt zu sein, allein der Wunsch, unausgesetzt in Wolfarts Pflege
zu bleiben, schien doch überwiegend. Adelheid wird mehr fühlen,
daß sie doch auch etwas mit mir verliert, wenn ich fort sein werde,
als jetzt, wo sie in Erwartung und Sehnsucht nach dem lieben
Mann eigentlich lebt und aufgeht. Gabrielle war die eigentlich
am tiefsten bewegte. Sie hatte die Augen in Tränen schwimmend
und warf sich mir mit dem Ausdruck der innigsten Liebe in die
Arme.

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