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[ Band 5 Brief 19: Humboldt an Caroline Paris, 22. August 1815 ]
frappieren. Auch würden sie gewiß anders sein, wenn er in Deutsch- land und namentlich bei uns gewesen wäre. Ein von langer Zeit her auf seine Meinung einflößender Umstand bleibt auch die Vor- liebe, mit der er sich doch immer die Möglichkeit einer guten und freien Verfassung in Frankreich gedacht, und die Meinung, die er von der Nation hat, die viel günstiger ist, als man sie bei uns zu haben pflegt. Wenn Du hier sein wirst, was ich mir jetzt wieder viel näher denke, sehe ich kein anderes Mittel, wie Du ihn oft sehen willst, als indem Du nachmittags oder abends eine Zeit mit ihm ausmachst, in der Du allein bei ihm sein kannst. Auf sein Aus- gehen ist schlechterdings nicht zu rechnen, und so den Morgen kommen ewig und ganz wunderbare Leute zu ihm. Der Bart ist noch immer in der alten Länge. Ich glaube Dir schon gesagt zu haben, daß ich Gneisenau die ihn betreffende Stelle Deines Briefes vorlas. Daß die Leute sehr auf den Anteil acht gäben, den er an den Konferenzen nimmt, frappierte ihn erstaunlich und so, als sei es eine neue Verantwort- lichkeit, die er auf sich lade. Er meinte: Es sei etwas Eigenes mit dem diplomatischen Wesen, das Publikum stelle sich vor, es sei so leicht, was vernünftig sei und dem gemeinen gesunden Sinn entspreche, auch bei andern durchzusetzen, hernach finde sich aber die Sache ganz anders. Auch sucht er sich, unter uns gesagt, sehr von der Sache loszumachen. In vielen Briefen aus Berlin sagt man, daß er Minister der auswärtigen Angelegenheiten sein werde, und Du kannst nicht glauben, was dies selbst auf Menschen beim Departement für eine komische Wirkung macht. Ich für meinen Teil hätte nicht allein nichts dawider, sondern recht sehr viel dafür. Soeben bekomme ich Deinen lieben Brief, teures Kind, vom 14., der mich unendlich gefreut hat, weil ich sehe, daß es fortwährend gut mit Carolinen geht. Es ist unleugbar, daß der Magnetismus 34