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[ Band 4 Brief 262: Humboldt an Caroline Wien, 30. März 1815 ]
könig spazierengegangen war, versichert, daß Marie Louise ganz auf Napoleon Verzicht tun will, und daß der Kleine die Rückkehr nicht weiß oder noch nicht begreift. Österreich schickt 150 000 Mann, wie es behauptet, an den Ober- rhein. Allein sie haben so lange mit Bayern wegen des Durch- marsches unterhandelt, daß noch nicht einmal die ersten Truppen über die Grenze haben gehen können. Bei uns ist aber alles in vollem Marsch. Daß noch am Tage der Abreise Wellingtons ein gehöriges Zusammenhandeln zwischen ihm und Gneisenau verabredet worden, ist mein Verdienst. Wellington kommandiert bloß die Engländer, Holländer und Hannoveraner. Er muß aber freilich noch mehr Truppen haben und wollte alle Norddeutschen ordentlich in Sold nehmen. Dagegen habe ich von Anfang an gestritten und mich nicht eben sehr beliebt bei ihm gemacht. Österreich und der Kaiser von Rußland unterstützten die Sache mit Gewalt, und die preußische Armee hätte gar keine deutschen Truppen bei sich gehabt, da alle Süddeutschen mit Österreich, alle Norddeutschen mit Wellington gewesen wären. Ich habe indes endlich in einer Konferenz die beiden Grundsätze durchgesetzt und zur Unterschrift gebracht, daß, wenn auch deutsche Truppen zur englischen Armee unter Wellington stoßen, diese nie als Soldtruppen angesehen werden können, sondern diese Verbindung nur aus der Lage der Umstände und zum Behuf der Kriegsoperationen geschieht, und zweitens, daß eine verhältnis- mäßige Zahl dieser Truppen sich an die preußische Armee anschließt. Dann versprechen die Mächte zu bewirken, daß alle deutschen Fürsten Subsidien empfangen, obgleich noch für uns selbst nicht einmal jetzt welche bestimmt sind. Auf diese Weise stellt sich die Sache vernünftig, denn wir selbst haben Interesse, daß ein so guter General wie Wellington auch eine zahlreiche und gute Armee habe, und Engländer und Holländer gibt es immer nicht genug. 514